29. April 2024

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Wie sich der Wegfall des DPC auf die Dota-Szene auswirkt

Mit Valves Versuch, einen nachvollziehbaren Weg zum TI aufzubauen, war niemand vollständig zufrieden. Der DPC wurde beendet - doch darin liegen auch Chancen.

Mit der ESL One Kuala Lumpur startet in dieser Woche die professionelle Dota-Szene in ein neues Wettkampfsystem. Die bisherige Ordnung mit regionalen Ligen und mehreren Majors pro Jahr wurde in einer überraschenden Mitteilung von Dota-Entwickler Valve vor mehreren Wochen für beendet erklärt.

Das vorherige System des Dota Pro Circuit (DPC) sollte Klarheit schaffen, wie sich Teams für die «The International» (TI) genannte Weltmeisterschaft qualifizieren. Die Regionalligen beanspruchten jedoch viel Zeit, es gab wenig Platz für andere Turniere außerhalb des DPC. Viele, darunter Profi Quinn «Quinn» Callahan, aber auch Valve selbst, kritisierten das System als eintönig.

«Die drei besten Teams im DPC wurden auch die drei besten Teams bei einem Major», sagte er beim Gaming-Medium «Dexerto». «Das fühlt sich an wie eine kaputte Schallplatte.» Nun soll damit Schluss sein. Profis freuten sich auf X, ehemals Twitter, über eine Rückkehr zum alten System, in dem es mehr und kreativere Offline-Turniere gab. Doch es gibt auch Bedenken.

Dota Pro Circuit: Rampenlicht für Unbekannte

Noah Eigenheer, Senior Manager beim Team Entity, macht sich Sorgen um neue Talente: «Vor dem DPC wurde nur die Elite eingeladen», sagt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Da gab es sehr wenige neue Spieler, die in die Szene vordringen konnten.»

Der DPC ermöglichte ein Bekanntwerden kleinerer Teams und unbekannter Spieler. Eigenheer: «Ganz viele Spieler – ich würde sagen 60 bis 70 Prozent der neuen Talente – kamen aus dieser Zeitperiode». Etwa Denis «Larl» Sigitov, der in diesem Jahr mit Team Spirit das TI gewann, und der deutsche Profi Erik «tOfu» Engel, der mit Gaimin Gladiators die gesamte Saison dominierte. «Da merkt man, was für einen Unterschied eine Struktur wie der DPC für die Szene macht.»

ESL-Ligen für die dritte Reihe?

Bei der ESL Faceit Group (EFG) gibt es Überlegungen, diese Lücke zu schließen. «Wir denken immer wieder über die Veranstaltung von Turnieren nach, die das zweite, dritte und vierte Level an Teams bedienen», sagt Ulrich Schulze, zuständig für Game Ecosystems bei der EFG, im dpa-Interview.

Auf der Plattform Faceit soll eine längerfristige Struktur aufgebaut werden, «in der sich Teams außerhalb des höchsten Niveaus beweisen können», sagt Schulze. «Dort sollen sie einem regelmäßigen Wettbewerb nachgehen können, auch wenn sie noch nicht bereit für die größten Turniere sind.» Die kleineren und größeren Turniere wären Teil der hauseigenen Liga ESL Pro Tour.

Dota-Saison noch sehr unklar

Über die Struktur der nächsten Dota-Saison lässt Valve noch alle im Dunkeln. Die offizielle Homepage des DPC verweist noch auf die vergangene Saison. Eine dpa-Anfrage an das oft sehr verschlossene Unternehmen in Seattle blieb unbeantwortet.

«Diese Ungewissheit kann den Sponsoren Stress machen», sagt Eigenheer. «Wenn man nicht weiß, wie viel in einem Jahr gespielt wird, oder wie prestigeträchtig die Turniere sind, dann ist das nicht lukrativ.»

Eigenheer zufolge sind Sponsoren die größte Einnahmequelle einer Organisation, von Turnierpreisgeldern gehe das Meiste an die Spieler. Bei Entity habe sich mit den Sponsoren noch nichts geändert. «Wir haben unseren Vertrag vor dem TI abgeschlossen und sind für ein Jahr finanziell gut dran», sagt er. «Aber es ist sehr schwierig zu sagen, wie sich das jetzt weiterentwickelt.»

Von Benedikt Pilz, dpa