3. Oktober 2024

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U21 zieht mit «Herz und Kopf» ins EM-Halbfinale ein

Stolz, glücklich - und einfach nur erschöpft: Die deutsche U21 feiert nach einem verrückten Fußball-Abend mit Happy End Elfmeter-Held Finn Dahmen und sich selbst. Doch viel Zeit zum Jubeln bleibt nicht. Das Endspiel ist nun das große Ziel der Auswahl von Trainer Kuntz.

Der Bedarf an Nervenkitzel war bei Arne Maier und seinen U21-Kollegen erst einmal gedeckt: «Ich würde mich freuen, wenn wir gegen Holland in 90 Minuten das Ding gewinnen», sagte der Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft.

Spätestens jetzt, am Tag nach dem dramatischen 6:5-Sieg im Elfmeterschießen im EM-Viertelfinale gegen Dänemark, nehmen die Nachwuchs-Fußballer vor dem Halbfinale gegen die Niederlande endgültig den großen Coup ins Visier. «Wir wollen ins Finale, dafür müssen wir Holland schlagen», sagte Maier. «Hier zählt für jeden Spieler nur der Titel.»

Mit viel Selbstvertrauen ins Halbfinale

Auch Torhüter Finn Dahmen, mit zwei gehaltenen Elfmetern einer der Matchwinner, gab noch im Jubel über das Weiterkommen selbstbewusst das nächste Ziel aus. «Wir können jetzt mit sehr viel Selbstvertrauen ins Halbfinale gehen», sagte der Mainzer. Am 3. Juni geht es für den Nachwuchs des Deutschen Fußball-Bundes in Szekesfehervar um den dritten Endspiel-Einzug in Serie. «Jetzt stehen wir im Halbfinale, da ist eh alles möglich», sagte Innenverteidiger Nico Schlotterbeck.

Nur wenige hätten vor dem Turnier «gedacht, dass wir so weit kommen. Deswegen bin ich einfach stolz auf die Mannschaft», sagte Maier. Auch auf die Gefühlslage seines Trainer traf dies ziemlich genau zu. «Wir haben das wahre U21-Sieggesicht gezeigt, wir haben einfach nicht aufgegeben», sagte Kuntz bei ProSieben nach einer verrückten Partie, in der Lukas Nmecha (88. Minute) die DFB-Elf in die Verlängerung rettete, Jonathan Burkardt (108.) das Team in Front brachte und am Ende doch das Elfmeterschießen entscheiden musste.

Große Fußball-Unterhaltung

Dort wurde dann Dahmen zum Helden, der in der Vorrunde beim 1:1 gegen die Niederlande noch schwer gepatzt hatte. «Heute war ich halt dran und durfte der Mannschaft den Sieg holen», sagte der 23-Jährige, der spät in der Nacht gemeinsam mit seinem Kumpel Jonathan Burkardt in die Kamera grinste. In der Vorrunde hatte Burkardt Dahmen mit seinem Treffer das 1:1 gerettet, nun sorgte der Keeper dafür, dass der Angreifer später über seinen vergebenen «Gurken-Elfer» lachen konnte. «Wir sind gerade alle nur ein bisschen sprachlos. Alle todmüde, kaputt», sagte Dahmen, und Burkardt ergänzte: «Und glücklich.»

Die U21 lieferte gegen Dänemark einmal mehr einen großen Kampf, bot beste Fußball-Unterhaltung – und machte auch viele Fans in Deutschland stolz, wie Kuntz nach dem Schlusspfiff an der großen Zahl der Nachrichten auf seinem Handy ablesen konnte. «Holt euch den Pott», forderte Weltmeister Thomas Müller via Twitter aus dem Trainingslager der Nationalmannschaft in Seefeld, und auch DFB-Direktor Oliver Bierhoff schickte Glückwünsche: «Ihr habt Euch nie aufgegeben und Widerstände überwunden. Jetzt ist noch mehr drin.»

Stolzer Trainer

Der 58 Jahre alte Kuntz könnte als erster deutscher U21-Coach dreimal in Serie das Finale erreichen. Auch bei der aktuellen Generation hat der Ex-Nationalspieler wieder einmal sein Gespür im Umgang mit jungen Talenten bewiesen – und eine Mannschaft mit bemerkenswertem Teamgeist geformt. «Das ist die Leidenschaft, die diesen Jahrgang auszeichnet», sagte er. «Ich hatte das Gefühl, sie wollten nicht nach Hause.»

Entscheidend gegen eine mindestens gleichwertige dänische Mannschaft waren aus Sicht von Kuntz am Ende «Herz und Kopf». Nach einer langen Corona-Saison trotzte das Team Verletzungen und Krämpfen und biss sich durch. «Ich habe mir von Herzen gewünscht, dass die Jungs noch mal spielen können», sagte Kuntz, der mit seiner Elf direkt nach Abpfiff die Vorbereitung auf das Duell gegen die Niederlande startete – die nächste Bewährungsprobe auf großer Bühne. «Wir haben gesagt, dass wir uns mit den Besten messen wollen. Jetzt werden wir ein bisschen rotieren und dann geht es in den Klassiker gegen Holland.»

Von Miriam Schmidt, dpa