3. Oktober 2024

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Rückkehr ohne Euphorie: Viele Fragezeichen um Oranje

Die Niederländer sind zurück auf der großen Fußball-Bühne. Richtige Euphorie herrscht aber noch nicht. Zu viele Fragezeichen gibt es um die Mannschaft, der der wichtigste Spieler fehlt.

Endlich flattern sie wieder in vielen Städten im Wind, die orangenen Fähnchen und Wimpel. Sieben Jahre sind vergangen, seit die Niederlande das letzte Mal bei einem großen Turnier dabei waren.

2014 in Brasilien führte Louis van Gaal das Oranje-Team auf Platz drei, in der Heimat feierten und fieberten die Fans zu tausenden mit. Danach folgten Jahre der Tristesse. Sowohl die EM 2016 in Frankreich als auch die WM 2018 fanden ohne die Elftal statt – und damit auch ohne ganz in orange geschmückte Straßenzüge.

Niederlande zurück auf der großen Fußball-Bühne

Nun ist es also endlich wieder soweit, die Niederlande sind bei der paneuropäischen Fußball-Europameisterschaft zurück auf der großen Bühne. Und dennoch hält sich die Euphorie im Spielort Amsterdam, aber auch in den anderen Städten im deutschen Nachbarland noch in Grenzen. Klar, geschmückt haben viele ihre Häuser und Straßen schon. Aber richtiges EM-Fieber will bislang noch nicht aufkommen.

Was auch daran liegt, dass das Oranje-Team mit seinen Leistungen zuletzt wenig zur Festtagsstimmung beigetragen hat. Der Auftakt in die WM-Qualifikation ging im März mit einer Niederlage in der Türkei kräftig daneben, auch die Testspiele kurz vor der EM waren keine Fußball-Leckerbissen. 2:2 gegen von Corona geschwächte Schotten, 3:0 gegen zweitklassige Georgier: Vor dem ersten Gruppenspiel gegen die Ukraine am Sonntag (21.00 Uhr) gibt es noch viele Fragezeichen rund um den Europameister von 1988.

Der Auftaktpartie kommt daher große Bedeutung zu. «Wenn du die nicht gewinnst, geht das zu Lasten von allem. Der Stimmung, die Medien fallen über dich her. Und dann kannst du schnell die Lachnummer werden, so wie 2012», sagte Ex-Nationalspieler Wesley Sneijder. Damals schieden die Niederländer in Polen und der Ukraine bei der EM nach drei Niederlagen sang- und klanglos in der Vorrunde aus. Das soll dieses Mal auf keinen Fall passieren, in der Gruppe mit den Gegnern Ukraine, Österreich und Nordmazedonien ist die Auswahl von Bondscoach Frank de Boer klarer Favorit.

Kein Topfavorit

Dass das Oranje-Team bei der Frage nach den Titelkandidaten aber fast nie genannt wird, nehmen sie im abgeschiedenen Trainingscamp in Zeist gelassen zur Kenntnis. «Manchmal ist es ganz gut, dass man nicht der Favorit ist», sagte Verteidiger Matthijs de Ligt von Juventus Turin. «Ich verstehe, dass wir nicht der Topfavorit sind. Aber ich will euch schon sagen: Leute, habt ein bisschen Vertrauen. Unterschätzt diese niederländische Mannschaft nicht», sagte Routinier Daley Blind in einem Aufruf an die Fußball-Nation.

In der Tat hat de Boer mit Spielern wie de Ligt, Frenkie de Jong vom FC Barcelona oder Memphis Depay von Olympique Lyon nach wie vor einige internationale Stars im Team. Auch Wout Weghorst hat mit seinen 20 Treffern für den VfL Wolfsburg seine Klasse nachgewiesen.

Virgil van Dijk fehlt

Für Unruhe sorgt dagegen wieder einmal die System-Frage. Wie van Gaal beim letzten großen Turnier vor sieben Jahren plant auch de Boer vom in den Niederlanden heiligen 4-3-3-System abzuweichen und auf ein etwas defensiveres 5-3-2-Format zu setzen. «Weil ich glaube, dass diese Mannschaft das braucht», sagte der Bondscoach, dem Virgil van Dijk als der absolute Kopf von Abwehr und Mannschaft wegen eines Kreuzbandrisses weggebrochen ist.

Ob das wirklich so ist, wird schon das Spiel gegen die Ukraine zeigen. Auch die Stimmung im Land wird viel vom Auftaktspiel beeinflusst werden. Patzt das Oranje-Team könnte sich das Schmücken von Fenstern und Straßen vielleicht gar nicht mehr lohnen.

Die voraussichtlichen Aufstellungen

NIEDERLANDE: 1 Stekelenburg – 22 Dumfries, 3 de Ligt, 6 de Vrij, 17 Blind, 5 Wijndal – 15 de Roon, 8 Wijnaldum, 21 de Jong – 19 Weghorst, 10 Depay

UKRAINE: 1 Buschtschan – 21 Karawajew, 13 Sabarny, 22 Matwijenko, 16 Mykolenko – 17 Sintschenko, 5 Sidortschuk, 8 Malinowski – 7 Jarmolenko, 9 Jaremtschuk, 20 Subkow

Schiedsrichter: Felix Brych (Deutschland)

Von Lars Reinefeld, dpa