3. Oktober 2024

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Röhler gibt auf – Stabhochspringer Zernikel im Glück

Bei den deutschen Meisterschaften der Leichtathleten in Braunschweig ist für Stabhochspringer Oleg Zernikel der Olympia-Traum in Erfüllung gegangen. Dagegen muss Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler nach der verletzungsbedingten Aufgabe um das Tokio-Ticket bangen.

Glück und Pech haben am ersten Tag der deutschen Meisterschaften der Leichtathleten dicht beieinander gelegen.

Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler muss nach der verletzungsbedingten Aufgabe nun um den Tokio-Start bangen. Dagegen konnte sich Stabhochspringer Oleg Zernikel seinen lange gehegten Olympia-Traum erfüllen.

Röhler weiter optimistisch

Trotz des Rückschlages bleibt Röhler zuversichtlich. «Es ist eine Vorsichtsmaßnahme, wir haben entschieden, wir gehen kein Risiko ein», betonte er. Er hatte eine Verhärtung in der Brust gespürt. «Das wirft mich kein Stück zurück.» Geplant ist nun ein Start am 19. Juni in Madrid. Nach dem ersten Versuch hatte der 29-Jährige aus Jena aufgegeben. Es war sein erster Wettkampf seit 2019.

«Wir haben in der Summe fünf Athleten, die die Olympia-Norm erfüllt haben, aber es ist noch früh in der Saison», sagte Idriss Gonschinska, Vorstand Leistungssport des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Erst am 29. Juni sei Meldeschluss für die Tokio-Spiele. «Thomas war vor den Olympischen Spielen in Rio auch sehr spät und sehr gut in Form gekommen», sagte Gonschinska. Olympia-Favorit Johannes Vetter (Offenburg) hatte wegen Adduktorenproblemen verzichtet.

Zernikel erfüllt sich Olympia-Traum

Höchstes Glück empfand Stabartist Zernikel. Der 26-Jährige aus Landau gewann den ersten Meistertitel und löste zugleich das Olympia-Ticket mit 5,80 Metern. «Mein Leben hat sich gelohnt, das Lebensziel ist erreicht», sagte der gebürtige Kasache. «Ich habe von Olympia angefangen zu träumen, als ich aufhören wollte – das war 2016.» Der entthronte Titelverteidiger und WM-Vierte Bo Kanda Lita Baehre (Leverkusen) wurde mit 5,70 Metern Zweiter.

Mehr angenehme Pflicht als Kür war der fünfte Sieg bei den nationalen Medaillenkämpfen für Ausnahmespeerwerferin Christin Hussong. Die Europameisterin aus Zweibrücken gewann mit soliden 63,30 Metern dennoch unangefochten. Eine Woche nach ihrem grandiosen 69,19-Meter-Wurf bei der Team-EM, mit dem sie die Nummer zwei in der Weltbestenliste hinter der Polin Maria Andrejczyk (71,40) ist, war die Luft erstmal raus. «Ich bin sehr motiviert, aber ich muss die 69 Meter erst mal realisieren», sagte die 27-Jährige, die in Japan auftrumpfen will: «Ich möchte auf jeden Fall eine Medaille gewinnen.»

Auch der ehemalige Dreisprung-Europameister Max Heß (24) hat sein Leistungsvermögen mit der Weite von 16,51 Metern nicht ausreizen können. Immerhin ist der nun fünfmalige Meister aus Chemnitz mit 17,13 Metern Europas Nummer eins und Sechstbester in der Welt.

Richtig gefreut hat sich Gesa Kraus über den Gewinn des sechsten Meistertitels über 3000 Meter Hürden in 9:31,36 Minuten. «Es war erst das zweite Rennen über 3000 Meter Hürden seit 20 Monaten. Deshalb bin ich mit der Zeit zufrieden», sagte die Europameisterin und WM-Dritte vom Verein Silvesterlauf Trier, die eine Olympia-Medaille anvisiert. Zuletzt rannte sie in Doha in 9:16,89 Minuten schneller.

In Abwesenheit von Vize-Europameisterin Gina Lückenkemper holte sich Alexandra Burghardt (Burghausen) über 100 Meter in 11,14 Sekunden nicht nur ihren ersten Titel, sondern knackte auch die Olympia-Norm. Neuer Meister bei den Männern wurde der Leipziger Marvin Schulte in 10,19 Sekunden vor Lucas Ansah-Peprah (Hamburg/10,20). Der fünfmalige Titelträger Julian Reus (Wattenscheid/10,37) lief nur auf den siebten und vorletzten Platz.

Von Andreas Schirmer und Ulrike John, dpa