18. Mai 2024

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Rauhe bittet im Kajak-Vierer «zum letzten Tanz»

Nach über zwei Jahrzehnten Weltklasse wird Ronald Rauhe in Tokio seinen letzten Paddelschlag ins Wasser setzen. «Es läuft alles wie im Film ab», betonte der 39-Jährige. Mit taktischen Mitteln will der Kajak-Vierer die Spanier bezwingen. Gold ist das Ziel.

Der letzte Schlag von Ronald Rauhe steht an. Und alles scheint vorbereitet. Mit olympischer Bestzeit im Kajak-Vierer zog der Potsdamer zusammen mit Max Rendschmidt, Tom Liebscher und Max Lemke direkt ins Halbfinale ein.

Am Samstag ist dann auf dem Sea Forest Waterway in Tokio «der letzte Tanz», wie der 39-Jährige selbst sagt. «Wir haben noch was im Köcher», meinte der 16-fache Kanu-Weltmeister – im Kampf um Gold hat er vor allem die Spanier im Blick. «Wichtig ist, den Gegner im Kopf irgendwo anzugreifen. Die Spanier versuchten bislang immer, uns auf einer anderen Stelle auf der Strecke zu attackieren, weil sie wussten, im Endspurt ist nicht viel zu machen.»

Gut vorbereitet ins Rennen

Auf die spanischen Attacken ist das Paradeboot des Deutschen Kanu-Verbandes eingerichtet. Immerhin siegten die Iberer beim Weltcup in Szeged im direkten Duell. Dieser Stachel saß tief. «Wir wissen ziemlich genau, was von den Spaniern kommt. Wir haben uns einen Plan ausgearbeitet, um die Spanier taktisch unter Druck zu setzen.» Es darf «gar nicht erst der Gedanke aufkommen, die können gewinnen», sagte Rauhe selbstbewusst. Dafür hatte die erfahrene Crew extra alle Einzelstarts in Tokio abgesagt. «Jedes Rennen hier tut weh», sagte Tom Liebscher. Gerade wenn schon am Start volle Power gefahren wird: «Der ging relativ zügig vonstatten. Die letzten 100 Meter konnten wir ein bissl rausnehmen.»

Abschied steht bevor

Für Rauhe ist dann nach mehr als zwei Jahrzehnten Weltklasse Schluss. «Es ist Fakt, dass am Samstag mein letzter Paddelschlag sein wird, ich bin motiviert bis in die Haarspitzen, ich bin bereit, mir zweimal noch richtig weh zu tun und dann freue ich mich auf das, was danach kommt», sagte er voller Vorfreude. Zweifel gäbe es nicht. «Hätte ich das Gefühl, ich würde den Vierer nicht verstärken, hätte ich längst die Notbremse gezogen. Wir haben das Potenzial schneller zu fahren als je zuvor», sagte er vor den Halbfinal- und Finalläufen.

Nach Bronze in Sydney 2000, Gold in Athen 2004 und Silber 2008 im Kajak-Zweier, holte er in Rio 2016 Bronze im Einer. Nun soll der Vierer den Schlusspunkt setzen. «Es läuft alles wie ein Film vor meinen Augen ab, ich bin so fokussiert. Und freue mich, dass abzurufen, was man drauf hat», sagte Deutschlands erfolgreichster Kanute, der 16 Weltmeistertitel und mehr als 50 deutsche Meisterschaften gewonnen hat. «Es zählt immer der Moment, jede Medaille hat sein eigene Geschichte, seinen eigenen Wert.»

Von Frank Kastner, dpa