1. Mai 2024

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Lückenkemper: 10,80er-Zeit «kein Ding der Unmöglichkeit»

Sprinterin Gina Lückenkemper sieht für sich noch Luft nach oben. Zum deutschen 100-Meter-Rekord seien es zwar noch Welten. Eine persönliche Steigerung hält sie aber für möglich - mit sauberen Mitteln.

Für Deutschlands zurzeit beste Sprinterin Gina Lückenkemper ist der deutsche 100-Meter-Rekord von Marlies Göhr aus dem Jahr 1983 nach eigenen Worten weit entfernt, aber nicht unmöglich zu unterbieten.

«Bis zu 10,81 Sekunden ist es noch ein großes Stück. Das sind Welten», sagte die 25 Jahre alte EM-Zweite vom SCC Berlin der Deutschen Presse-Agentur bei der Leichtathletik-WM in Eugene.

Wenn man sich aber die Zeiten in Europa und insbesondere die der Schweizerin Mujinga Kambundji anschaue, die bei den nationalen Meisterschaften 10,89 Sekunden gelaufen war, belegten diese Entwicklungen, «dass es möglich» sei: «Wenn auch mit richtig viel Aufwand und Investment», sagte Lückenkemper, die bei der WM in 11,09 Sekunden das Halbfinale in der Nacht zum Montag (2.33 Uhr MESZ/ZDF) erreicht hatte.

Außerdem hätten sich die Trainingswissenschaft und das Material – beispielsweise Spikes, Startblöcke und Laufbahnen – im Laufe der Jahre weiterentwickelt. «Wenn alle diese Punkte nur ein paar Tausendstel bringen, summiert sich das am Ende zu einigen Hundertsteln», erklärte die Westfälin, die zuletzt bei den deutschen Meisterschaften 10,99 Sekunden gelaufen war.

Kritische Stimmen

Dass sehr schnelle Zeiten im Sprint immer wieder Doping-Verdacht auslösen, ist auch Lückenkemper nicht fremd, die bei der WM 2017 in London sogar 10,95 Sekunden gerannt war. «Kritische Stimmen gab es sicher auch, als ich 2017 die erste Zeit unter elf Sekunden gelaufen bin», sagte sie. «Es ist noch ein weiter Weg, in die Sphäre einer 10,80er-Zeit vorzustoßen, aber es ist kein Ding der Unmöglichkeit mehr.» Die Kontrolleure der Nationalen Anti-Doping-Agentur würden zudem so oft vor der Tür stehen, jeden Monat mindestens einmal: «Deshalb muss sich keiner Sorgen machen, das würde auffliegen.»

Die 10,81 Sekunden seien zwar schon «eine ganze Ecke», aber sie werde in diesem Jahr erst 26 Jahre alt. «Wenn ich mir anschaue, dass eine Mujinga Kambundji sich mit 30 noch weiter steigert und tolle Zeiten läuft, bin ich gespannt, wo meine Entwicklung so hingeht», sagte Lückenkemper. «Wenn der Körper weiter so bleibt und es läuft, wer weiß dann, wohin es sich dann entwickelt? Wo das Ende der Fahnenstange bei mir ist? Da habe ich keine Ahnung.»