26. April 2024

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IOC-Chef Bach: Riesengroße Mehrheit für neuen Russland-Kurs

IOC-Chef Thomas Bach widerspricht erneut der scharfen Kritik an einer möglichen Rückkehr von Russen und Belarussen auf die internationalen Sportbühnen. Für den Vorstoß spürt er breite Rückendeckung.

IOC-Chef Thomas Bach zufolge gibt es international eine große Unterstützung für die Wiederzulassung von Sportlern aus Russland und Belarus.

«Diese Überlegungen werden getragen – weltweit, durch eine riesengroße Mehrheit», sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees dem ZDF. Bach verwies unter anderem auf die Rückendeckung der Nationalen Olympischen Komitees aus Afrika und Asien. 

Zuletzt hatte die IOC-Spitze eine Kontroverse mit der Ankündigung ausgelöst, Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus trotz des Krieges in der Ukraine Möglichkeiten zur Teilnahme an internationalen Wettkämpfen eröffnen zu wollen. Damit könnte diesen Sportlern unter neutraler Flagge auch der Weg zu den Sommerspielen 2024 in Paris offen stehen.

Sanktionen müssen respektiert werden

Weltweit gebe es «ein Bekenntnis zur Mission der Olympischen Spiele zu vereinigen, die letzte Brücke noch aufrechtzuerhalten zwischen Ländern und Nationen und nicht noch einer weiteren Spaltung Vorschub zu leisten», sagte Bach. Bedingung ist laut IOC, dass die Athleten die Olympische Charta und die bestehenden Sanktionen wegen des Ukraine-Krieges respektieren. Zudem müssten die Anti-Doping-Regeln eingehalten werden.

Bach verwies darauf, dass zwei Sonderberichterstatter des UN-Menschenrechtsrats Bedenken mit Blick auf einen weiteren Ausschluss von Russen und Belarussen geäußert hätten. «Es geht um Menschen, die nach diesen beiden Berichterstattern die Menschenrechte genießen», sagte der 69-Jährige. Ein Ausschluss «wegen eines Passes oder des Geburtsorts» verstoße gegen das Diskriminierungsverbot.

Scharfe Kritik am Vorstoß des IOC kam vor allem aus der Ukraine. So drohte der ukrainische Sportminister Wadym Gutzajt mit einem Boykott von Olympia 2024, wenn dort auch Russen und Belarussen teilnehmen dürfen. Bach sagte dazu: «Wir wollen ein starkes ukrainisches Team in Paris und in Mailand/Cortina.»

ANOC unterstützt IOC

In der Debatte um die mögliche Olympia-Zulassung russischer Sportler stützt die Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees (ANOC) den Kurs des IOC. «Wir teilen in der olympischen Bewegung die feste Überzeugung, dass Athleten nicht wegen ihres Passes von Wettbewerben ausgeschlossen werden sollten und dass ein Weg für russische und belarussische Athleten für eine Rückkehr in den Wettkampfbetrieb unter strengen Bedingungen geprüft werden sollte», teilte die ANOC mit.

Der Dachverband aller vom IOC anerkannten NOKs räumte ein, es handle sich um eine heikle Angelegenheit. Daher müssten das Vorgehen und die Bestimmungen für eine Wiederzulassung der Sportler aus Russland und Belarus sehr sorgfältig geprüft werden. Dabei setze die ANOC ihr Vertrauen in das IOC. 

Zugleich betonte der Dachverband seine Solidarität mit der Ukraine und lobte die Unterstützung der internationalen Sportgemeinschaft für ukrainische Athletinnen und Athleten.