12. Mai 2024

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Experte: Neuer Wettbetrug in Deutschland nur Frage der Zeit

Auch in Deutschland gibt es Betrugsskandale im Fußball. Die Firma Sportradar untersucht Spiele auf mögliche Manipulationen. Voriges Jahr gab es keine Verdachtsfälle. Das kann sich aber schnell ändern.

Nach Ansicht der Analysefirma Sportradar ist ein neuer Wettbetrug im deutschen Sport mehr als wahrscheinlich.

«Angesichts der starken Spieler-Fluktuation zwischen den europäischen Ligen ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir auch in Deutschland in verschiedenen Sportarten wieder Manipulationen erleben werden», sagte Andreas Krannich, Managing Director Sportradar Integrity Services, im Interview der Sportbild». Sportradar berät unter anderen den Europäischen Handball- und Fußball-Verband beim Kampf gegen Spielmanipulationen. 

Im vergangenen Jahr habe Sportradar 1212 manipulierte Spiele in 92 Ländern und zwölf Sportarten verzeichnet, 307 mehr als 2021. Die meisten Fälle gab es demnach in Brasilien (152), gefolgt von Russland (92) und Tschechien (56). Am häufigsten werde im Fußball (775) 
betrogen, dann folge Basketball (220). 

In Deutschland wurde laut Krannich «nicht eine einzige» Manipulation nachgewiesen. «Die deutschen Ligen im Fußball, Handball, Basketball und Eishockey haben sich hier sehr klar positioniert und entsprechende Regelwerke. Darüber hinaus sind hierzulande auch die strafrechtlichen Änderungen in den letzten Jahren sehr hilfreich», erklärte Krannich. In Deutschland hatte es in den vergangenen zwei Jahrzehnten zwei große Betrugsskandale im Fußball gegeben.

Manipulationen im unterklassigen Fußball eher die Gefahr

Für die 1. und 2. Fußball-Liga sei die Wahrscheinlichkeit relativ gering, Krannich sieht im unterklassigen Fußball die Gefahren: «Viele Clubs sind in Schieflage geraten, viele Athleten bekommen weniger Geld. Schiedsrichter und Offizielle werden auch nicht mehr so bezahlt wie vorher. Das sind Einfallstore für Wettbetrüger.»

98 Prozent der Manipulationen betreffen Männer-Sport, auch weil es im Frauen-Sport nicht diese Gewinn-Möglichkeiten gebe. «Dazu kommt, dass im Männer-Sport die Netzwerke der Wettmafia schon seit vielen Jahren bestehen. Den Kriminellen fehlt noch der Zugang zum Frauen-Sport. Aber wir haben auch hier schon die ersten Fälle», sagte Krannich. Auch der E-Sport rücke immer mehr ins Visier von Wettbetrügern.