27. April 2024

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Die 16 Bundestrainer-Monate von Flick im Zeitraffer

Hansi Flick legt als Bundestrainer mit einer Rekordserie los. Danach läuft es nicht mehr rund. Das frühe WM-Aus in Katar markiert den Tiefpunkt. Doch der Bundestrainer bleibt.

Das Aus bei der WM in Katar markierte den Tiefpunkt von Hansi Flicks Karriere als Bundestrainer. Seine 16 Monate im Amt im Zeitraffer.

August 2021: Auf dem DFB-Campus in Frankfurt, der damals noch eine Baustelle ist, wird Hansi Flick als Nachfolger von Joachim Löw präsentiert. Den Bundestrainer-Posten nennt er «eine Verpflichtung, eine Riesenverantwortung». Der Sieben-Titel-Champion mit dem FC Bayern kündigt an, «’all in‘ dafür zu gehen, dass wir wieder begeisternden Fußball spielen».

September 2021: Flicks Neun-Punkte-Startplan geht gegen Liechtenstein (2:0), Armenien (6:0) und Island (4:0) auf. Stoppen kann ihn nur ein Defekt an der Chartermaschine auf der chaotischen Rückreise aus Reykjavik mit einer unfreiwilligen Zwischenlandung in Edinburgh.

Oktober 2021: Die Siegesserie geht weiter. Nach dem 4:1 mit zwei Treffern von Timo Werner im nasskalten Skopje gegen Nordmazedonien ist das WM-Ticket vorzeitig gelöst. Der schwer erkältete Flick sagt stolz: «Wir haben uns als erste Nation nach Katar qualifiziert für Katar.»

November 2021: Die WM-Qualifikation wird torreich abgerundet mit einem lockeren 9:0 in Wolfsburg gegen Liechtenstein bei der Verabschiedung von Löw sowie einem 4:1 auswärts gegen Armenien. Flick blickt optimistisch nach vorne auf das WM-Jahr 2022: «Ich denke schon, dass die Spiele gezeigt haben, dass wir zurück sind.» Zurück in der Weltspitze?

März 2022: Mit dem 2:0 gegen Israel baut Flick seinen Startrekord als Bundestrainer auf acht Siege aus. Drei Tage später gibt’s ein 1:1 gegen die Niederlande. In Amsterdam verspielt das DFB-Team eine Führung. Das soll sich in den kommenden Monat zum Muster entwickeln.

Juni 2022: Gleich vier Nations-League-Spiele stehen am Ende einer strapaziösen Saison an. Dreimal reicht es nur zu einem 1:1. Aber ein abschließendes 5:2 gegen Europameister Italien sorgt für ein «Supergefühl» bei den Nationalspielern, die sich in den Urlaub verabschieden.

September 2022: Im 14. Spiel geht Flick beim 0:1 gegen Ungarn in Leipzig erstmals als Verlierer vom Platz. Drei Tage später wird im Wembleystadion gegen England bei einem wilden 3:3 eine 2:0-Führung verspielt. «In sieben Wochen dürfen wir die Fehler nicht mehr machen», sagt der zweifache Torschütze Kai Havertz.

November 2022: Exakt 13 Tage vor dem ersten WM-Spiel nominiert Flick seinen Kader für Katar – mit sieben Bayern-Profis, Weltmeister-Held Mario Götze als Rückkehrer, dem erst 17-jährigen Youssoufa Moukoko und Werder Bremens Niclas Füllkrug als klassischer Neun nach dem Ausfall des verletzten Timo Werner. «Wir haben einen sehr guten Kader», sagt Flick.

WM-Ernstfall: Nach einem für Thomas Müller «aberwitzigen» 1:2 gegen Japan denken alle: «Nicht schon wieder!» Die Erinnerungen an das 0:1 gegen Mexiko 2018 in Russland und das historische Vorrunden-Aus kommen hoch. Gegen Spanien rettet Joker Füllkrug das 1:1. Die WM-Hoffnung ist wieder da, aber nur, weil Costa Rica zuvor gegen Japan gewinnt.

Der K.o.: Erst läuft gegen Costa Rica alles nach Plan. Serge Gnabrys 1:0 beruhigt die Nerven. Doch vom Parallelspiel kommt schlechte Kunde. Japan führt 2:1 gegen Spanien. In einer wilden Schlussphase holt die DFB-Elf nach Rückstand noch einen 4:2-Sieg heraus. Doch der nützt nichts. Platz drei bedeutet das Aus. «Wir sind selbst schuld, wir müssen uns an die eigene Nase fassen», sagt Flick – und schließt einen Rücktritt aus. 

Das Bierhoff-Aus: Das nächste Vorrunden-Aus vier Jahre nach der WM in Russland bleibt nicht ohne personelle Konsequenz. Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff geht, dann tagt am 7. Dezember die DFB-Spitze zur Nachbesprechung der WM. 

Flick bleibt: Nach einer Krisensitzung mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke gibt der Verband bekannt: Flick soll das Team trotz des frühen WM-Aus auch zur Heim-EM 2024 führen.

Flicks Länderspiel-Bilanz: 19 Spiele – 11 Siege, 6 Unentschieden, 2 Niederlagen – 52:17 Tore