16. April 2024

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Dank Chakaria: Springreiter Thieme mit Tokio-Chance

Als erster Springreiter aus den ostdeutschen Bundesländern hat André Thieme gute Chancen auf einen Platz in der Olympia-Equipe für Tokio. Der Grund hat einen Namen: Chakaria. Spricht der Mecklenburger über die Stute, gerät er ins Schwärmen.

Zur nationalen Elite der Springreiter gehört André Thieme schon lange. Doch zum Kreis der Kandidaten für einer Platz in einer Equipe bei einer WM oder einer EM zählte der 46-Jährige noch nie.

In diesem Jahr ist aber vieles anders. 31 Jahre nach der Vereinigung könnte der Mecklenburger als erster Springreiter aus den ostdeutschen Bundesländern zu Olympischen Spielen reisen. Bei Bundestrainer Otto Becker (62) steht er jedenfalls auf der Liste der möglichen Tokio-Fahrer ganz oben.

«Er ist ein guter, positiver Typ, der auch weiß, was er will», sagt Becker. Thieme habe zwar noch kein Championat geritten, sei dennoch ein erfahrener Reiter. «Wir wissen, dass man ihn mitnehmen kann. Der steht seinen Mann.»

Superstar-Pferd Chakaria

Der Grund, warum sich für Thieme in diesem Jahr die Möglichkeit Olympia eröffnet, hat einen Namen: Chakaria. In der elfjährigen Stute hat er endlich ein Pferd, das zu Höherem berufen ist. «Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben ein Superstar-Pferd. Und es ist einfach so viel einfacher mit so einem Pferd», sagt Thieme und gerät ins Schwärmen: «Sie ist schnell, gesund, eine Kämpferin, vorsichtig und umsichtig – ich weiß nicht, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll. Sie ist einfach ein erstaunliches Pferd.»

Die Verschiebung der Olympischen Spiele sei für ihn «das größte Glück» gewesen, sagt Thieme. «2020 wäre für Chakaria zu früh gewesen, so konnte sie noch ein Jahr reifen und Erfahrungen sammeln. Jetzt steht sie in der Blüte ihrer Laufbahn.» Auf seiner diesjährigen Winter-/Frühjahrsturniertour in die USA, wo er sich seit über 20 Jahren auf die Freiluftsaison vorbereitet, lieferte der Mann aus Plau am See mit Chakaria Ende März gleich den Beweis. Das Duo gewann in Ocala in Florida ein schweres Eine-Million-Dollar-Springen.

Dreimal das deutsche Derby in Hamburg gewonnen

«Als ich sie gesehen habe, habe ich gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Normalerweise bin ich eher ein Träumer, aber hier habe ich mal schnell reagiert und es war genau die richtige Entscheidung», berichtet Thiem, wie er die Ausnahmestute kennenlernte. Nach ihrem ersten großen Auftritt bei einem Turnier habe es gleich viele Angebote gegeben, «denen wir aber widerstehen konnten.»

Der dreimalige Sieger des deutschen Derbys in Hamburg hatte schon immer gute Pferde wie Contanga und Conthendrix. «Sie waren besser als andere. Aber wir haben ziemlich schnell gemerkt, dass Chakaria noch einmal auf einem anderen Level ist», sagt Thieme. «Sie geht auch über Fünf-Sterne-Niveau mit Leichtigkeit und hat absolutes Superstar-Potenzial.»

Traum von Olympia lebt

Bundestrainer Becker lobte die Konstanz von Thieme und der Stute. Das Paar gehört mittlerweile dem Perspektivkader an. «Jetzt wird es interessant zu sehen, wie er sich in den nächsten Wochen schlägt», meint Becker. Da wegen Corona und des Herpesvirus im Frühjahr viele Turniere in Europa nicht stattfinden können und konnten, sind die Bewährungsproben für die Reiter und die Sichtungsmöglichkeiten für Becker begrenzt.

Am Wochenende ist Thieme beim CSIO in St. Gallen. Dort will ihn Becker mit Chakaria am Sonntag im Nationenpreis einsetzen. Mit einem guten Ergebnis kann Thieme Pluspunkte sammeln. «Mein großer Traum war immer bei Olympia zu reiten, und das ist er immer noch», sagt er.

Von Claas Hennig und Michael Rossmann, dpa