Franziska Brauße schaute mit bangem Blick auf die Anzeigetafel, dann riss sie jubelnd die Arme hoch. Im dritten Anlauf hat es für die 23-Jährige aus Eningen endlich geklappt. Nach Bronze 2020 und Silber 2021 gelang ihr auf der Olympia-Bahn in Saint-Quentin-en-Yvelines in einem hochspannenden Finale der WM-Sieg in der 3000-Meter-Einerverfolgung.
«Alleine ganz oben zu stehen bei einer Weltmeisterschaft, den Titel von Lisa Brennauer zu übernehmen, ist besonders für mich», sagte die Vierer-Olympiasiegerin von Tokio und wusste den Erfolg noch gar nicht so richtig einzuordnen: «Es ist fast schöner, mit der Mannschaft zu gewinnen, weil man mit den Mädels auf dem Podium steht und sich als Team freuen kann.»
Braußes erster großer Sieg in der Einzeldisziplin
Brauße sorgte für das Glanzlicht aus deutscher Sicht, Sprint-Ass Emma Hinze stapfte dagegen nach der verpassten Gold-Chance mit hochrotem Kopf von der Bahn. Silber im 500-Meter-Zeitfahren war im ersten Moment für die erfolgsverwöhnte Serien-Weltmeisterin eine Enttäuschung. Dabei wurde sie von der erst 20 Jahre alten Französin Marie-Divine Kouamé unter dem Jubel der 5000 Zuschauer düpiert. Nach ihrem zweiten Platz verkündete Hinze ihren WM-Ausstieg, im Keirin wird sie am Sonntag nicht mehr starten.
Immerhin sorgte Brauße für ein Happy End, doch ohne Zittern ging es im Finale gegen die Neuseeländerin Bryony Botha nicht. Hatte die Deutsche nach etwas mehr als einem Kilometer bereits über eine Sekunde herausgefahren, schmolz der Vorsprung immer mehr. Plötzlich lag sogar Botha vorn. «Ich hatte hinten raus Probleme, auf der Geschwindigkeit zu bleiben. Da ist es eng geworden. Ich habe ein bisschen gehört, was der Sprecher gesagt hat. (…) Da wusste ich, dass ich alles geben muss», sagte Brauße. Zum Schluss sei es ein Zielsprint gewesen, «nur noch Vollgas».
Es sollte reichen. Brauße siegte in 3:19,427 Minuten knapp vor Botha (3:19,869). Europameisterin Mieke Kröger verpasste dagegen im kleinen Finale gegen die Britin Josie Knight Bronze. Für Brauße ist es der erste große Erfolg in der Einzeldisziplin. Zuvor hatte sie mit dem Vierer bereits Gold in Tokio sowie zwei EM-Titel und WM-Gold 2021 geholt. In Frankreich hatte es mit dem Vierer nach einem personellen Umbruch nur zu Platz sechs gereicht.
Hinze tritt im Keirin nicht mehr an
Für Hinze gingen die Titelkämpfe mit Silber zu Ende. Einen Tag nachdem die 25-Jährige als Sprint-Weltmeisterin entthront worden war, reichte es über 500 Meter in 33,051 Sekunden nicht zu Gold. Damit verpasste Hinze als zweite Fahrerin nach Anna Meares, alle vier Titel im Kurzzeitbereich (Sprint, Keirin, 500 Meter und Teamsprint) zu gewinnen. «Wenn man in der Quali Erste ist, ist das schon ein bisschen schade. Ich habe halt gedacht, dass ich noch schneller fahren kann. Als es nicht so war, war ich schon enttäuscht», sagte Hinze.
Für Hinze war es die dritte Medaille bei dieser WM. Auf der Olympia-Bahn von Paris 2024 hatte sie zuvor Gold im Teamsprint und Bronze im Sprint eingefahren. Im Keirin wird sie am Sonntag nicht mehr starten: «Ich glaube, das bringt mir nichts. Ich wollte gerne wieder fahren. Ich merke, dass mein Körper mir ein Zeichen gesetzt hat und ich das einfach akzeptieren muss. Es bringt mir gar nichts, wenn ich danach nur noch rückwärts laufe.»
Lea Sophie Friedrich, Pauline Grabosch und Alessa-Catriona Pröpster verpassten dagegen auf den Plätzen 9, 10 und 15 das Finale. Friedrich, am Freitag noch Zweite im Sprint, hatte in den vergangenen beiden Jahren den WM-Titel über 500 Meter geholt.
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