29. April 2024

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Bahnrad-EM: Friedrich rauscht wieder zum Keirin-Titel

Der Bund Deutscher Radfahrer ist bei den Europameisterschaften gut in die Olympia-Saison gestartet. Die bekannten Namen sind auch in Apeldoorn die Erfolgsgaranten.

Lea Sophie Friedrich schrie auf dem Holzoval von Apeldoorn ihre Freude heraus, dann herzte sie nach dem nächsten Gold-Coup ihre Mutter.

Die 24 Jahre alte Ausnahme-Radsportlerin hat sich zum vierten Mal in Serie die EM-Krone im Keirin geholt und damit einen fulminanten Start ins Olympia-Jahr 2024 hingelegt. Friedrich siegte zum Abschluss der Titelkämpfe im Kampfsprint vor der britischen Sprint-Europameisterin Emma Finucane und Hetty an de Wouw aus den Niederlanden. Für Friedrich war es die dritte Medaille nach Gold im Teamsprint und Silber im Sprint, womit sie als eine der großen Favoritinnen zum Highlight nach Paris im Sommer fahren wird.

«Dieses Rennen war ein Kampf gegen mich selbst. Es war ein Rennen, wo ich an meine Grenzen gestoßen bin. Kein Sieg ist selbstverständlich. Unser Hauptziel bleiben die Olympischen Spiele im Sommer, und wir haben uns bei dieser EM nicht schlecht präsentiert», sagte Friedrich nach ihrem erneuten Coup.

Olympia im Blick

Auf die deutschen Sprinterinnen war mal wieder Verlass, auch wenn Emma Hinze das Finale im Keirin verpasste und Siebte wurde. Vor allem im Teamsprint sind die mehrmaligen Weltmeisterinnen zusammen mit Pauline Grabosch derzeit eine sichere Bank. Zum Auftakt hatten sich die Cottbuserinnen den dritten EM-Titel in Serie geholt. Bei Weltmeisterschaften hat der Brandenburg-Express sogar schon viermal hintereinander gewonnen. Ganz klar: Bei Olympia soll nun die Krönung her.

Und Friedrich zeigte mal wieder ihre Stärken in der Paradedisziplin Keirin. Die achtmalige Weltmeisterin setzte sich in der letzten Runde an die Spitze und ließ Finucane nicht mehr vorbei. Damit revanchierte sie sich auch für die Final-Niederlage im Sprint gegen die Britin.

Auch sonst präsentierten sich die deutschen Bahnradasse bereits in Frühform, dabei ist auch mit den Altmeistern wieder zu rechnen. «Mit drei Titeln in Folge haben wir etwas ganz Großes erreicht und stellen die Olympia-Erwartungen für einen Monat hinten an – ohnehin schreibt Olympia andere Gesetze», sagte Theo Reinhardt nach dem erneuten EM-Triumph im Madison an der Seite von Roger Kluge.

Kluge und Reinhardt wollten ihren Erfolg von Apeldoorn nicht überbewertet wissen. Die zweimaligen Weltmeister waren ebenfalls als Mit-Favoriten zu Olympia nach Tokio gereist und mussten sich mit Platz neun begnügen. Kluge will seine Karriere mit der zweiten Olympia-Medaille nach Silber 2008 krönen.

Vierer-Teams deutlich verbessert

Neun Medaillen, darunter drei goldene, standen am Ende in der deutschen Bilanz. Neben Friedrich hatte Franziska Brauße aus Eningen für eine weitere Medaille gesorgt, wenngleich sie ihren dritten Europameister-Titel in der 3000-Meter-Einerverfolgung um drei Tausendstelsekunden verpasste. Die Europameisterin von 2019 und 2023 unterlag in einer Neuauflage des Vorjahresfinales gegen Josie Knight aus Großbritannien (3:22,816). Brauße, Weltmeisterin von 2022, lag bis 2000 Meter klar in Führung und verlor auf der letzten halben Runde den Titel. Mieke Kröger aus Bielefeld, Europameisterin in der Einerverfolgung 2022, belegte Platz neun (3:37,556).

Deutlich verbessert zeigten sich in Apeldoorn die beiden Vierer, insbesondere das Frauen-Team. Mit Brauße, Kröger und Lisa Klein sind noch drei Fahrerinnen aus dem Gold-Quartett von Tokio dabei. Nach Platz sieben bei der WM belegte die Mannschaft, in der Laura Süßemilch und Lena Reißner um den vierten Platz kämpfen, Platz drei.

«Wir sind noch weit weg von dem, was uns im Sommer abverlangt wird», bilanzierte Bundestrainer André Korff. Der Männer-Vierer um Rückkehrer Felix Groß hinterließ als Vierter einen guten Eindruck, die Qualifikation für Paris 2024 ist so gut wie sicher.

Sorgen gibt es weiter im männlichen Sprint-Bereich. Maximilian Dörnbach und seine Kollegen ringen weiter um Anschluss an die internationale Spitze, die vor allem von den Niederlanden dominiert wird.

Von Thomas Juschus, dpa