17. Mai 2024

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Aufatmen nach Eishockey-«Schockmoment» im deutschen Team

Der Wirbel um positive Corona-Tests im Eishockey-Team in Peking löst sich am Wochenende endgültig als nur kurzer Schreck auf. Fast komplett hofft die DEB-Auswahl auf den nächsten Coup.

Der erste Corona-Schreck ist vorbei, Deutschlands Eishockey-Team fühlt sich vor dem Start ins Olympia-Turnier bereit für den nächsten Medaillencoup.

Am Samstag traf auch der wichtigste Verteidiger im Kader von Bundestrainer Toni Söderholm in Peking ein: Der langjährige NHL-Profi Korbinian Holzer reiste nach überstandener Corona-Infektion nach und dürfte nach negativem PCR-Test am Sonntag erstmals mit dem Team des Olympia-Zweiten von 2018 trainieren. «Drin ist alles», sagte der zweimalige Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl von Skellefteå AIK aus Schweden. «Keiner kann es erwarten, dass es endlich losgeht. Wir haben eine super Truppe hier.»

Erst nach der Nachtestung galten alle als negativ

Nach der zweiten Einheit in Peking am Samstag war Aufatmen angesagt. Mit dabei waren diesmal auch Verteidiger Marcel Brandt (Straubing) und die Stürmer Daniel Pietta (Ingolstadt) sowie Stefan Loibl vom Kühnhackl-Club Skellefteå. Bei dem Trio waren nach der Ankunft am Donnerstag in China Corona-Tests zunächst positiv ausgefallen. Vermutlich, weil bei Olympia ein anderer CT-Wert als in Deutschland über einen positiven Fall entscheidet. Erst nach der Nachtestung galten alle als negativ. «Uns allen war bekannt, dass die CT-Werte hier anders sind. Dementsprechend war es auch nicht verwunderlich, dass es kürzlich Infizierte getroffen hat, die noch erhöhte Werte hatten», sagte Stürmer Patrick Hager vom EHC Red Bull München.

Je niedriger der CT-Wert ist, als desto ansteckender gilt eine Person. In Deutschland wird ein Corona-Test unter 30 als positiv gewertet, bei den Olympischen Winterspielen schon unter 35. In China ist die Grenze sonst bereits bei unter 40 erreicht. Die Stunden nach der Ankunft bezeichnete Hager «in gewisser Weise» als «Schockmoment»: «Man wünscht das wirklich keinem, so in das Turnier zu starten.»

Bei dem einen oder anderen dürften auch Erinnerungen an die deutschen Handballer aufgekommen sein, deren verpasster Halbfinal-Einzug bei der abgelaufenen Europameisterschaft von einem immensen Corona-Ausbruch überschattet worden war. «Uns war klar, dass dieser Fall eintreten kann. Wenn du hier rüber fliegst, musst du im Kopf auch dafür bereit sein, dass es dich erwischen kann», sagte Hager, der schon 2018 zum Silberteam in Pyeongchang gehört hatte.

Kühnhackl kann seine Olympia-Premiere kaum erwarten

Auch der Deutsche Eishockey-Bund wirkte im Umgang mit dem Thema zunächst nervös und nannte weder die Namen der erst positiv getesteten Spieler noch den von Holzer als Nachzügler. Die Auflösung erfolgte erst am Samstag, als sich alles nur als Schreck herausgestellt hatte. Demonstrativ fokussierte sich dann der Blick auf das erste Turnierspiel gegen Rekord-Olympiasieger Kanada, der ohne seine NHL-Stars als so besiegbar eingeschätzt wird wie beim begeisternden 4:3 im Olympia-Halbfinale von Pyeongchang.

«Wenn das Turnier losgeht, wird der Fokus noch weiter von Corona weg sein», sagte Hager. Insbesondere Sturm-Kollege Tom Kühnhackl kann seine Olympia-Premiere kaum erwarten. Der 30 Jahre alte Sohn des deutschen Eishockey-Idols Erich Kühnhackl – 1976 Bronze-Gewinner – hatte die Silber-Sensation in Südkorea erst durch sein entscheidendes Tor in der Qualifikation 2017 in Lettland perfekt gemacht.

Als damaliger NHL-Spieler blieb ihm die folgende Olympia-Teilnahme aber verwehrt. Die nordamerikanische Profiliga, die ihre Spieler wegen der Pandemie nicht für Peking freigab, war 2018 aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu einer Unterbrechung der Saison bereit gewesen. So wurde Superstar Leon Draisaitl bislang um seine erste Olympia-Teilnahme gebracht. Der 26 Jahre alte Weltklassestürmer der Edmonton Oilers traut der DEB-Auswahl nun alles zu. «Ich bin der größte Fan der Jungs, ich freue mich darauf, es wird ein super Turnier», sagte Draisaitl bei Sky und äußerte die Hoffnung, «dass sie am Ende mit einer Goldmedaille nach Hause kommen».

Von Carsten Lappe, dpa