8. Oktober 2024

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Alba und Bayern vor «absolut brutalem» Finale

Alba Berlin und der FC Bayern stehen sich seit Jahren immer wieder in Finals gegenüber. Diesmal wird vieles anders: Das «brutale» Format mit fünf Spielen in sieben Tagen lässt die Basketballer stöhnen.

Eigentlich haben Alba Berlin und der FC Bayern nach so einer XXL-Saison keine Reserven mehr – doch just diese müssen für den Basketball-Höhepunkt nochmals mobilisiert werden.

Im deutschen Final-«Clasico» um die Meisterschaft versprechen die besten zwei Teams der Gegenwart von Mittwoch (20.30 Uhr/Sport1 und Magentasport) an ein letztes Aufbäumen. «Es wird einfach darum gehen, was noch drin ist und wer noch was aus sich rausquetschen kann», sagte Alba-Manager Marco Baldi.

Die in drei Wettbewerben bis zur völligen Erschöpfung getriebenen Spieler in Berlin und München wollen sich einmal noch quälen – und setzen auf Zusatzenergie durch die Rückkehr ihrer Fans. Alba steht in der heimischen Halle vor dem 80. Pflichtspiel dieser Saison, die Bayern müssen wegen ihrer famosen Extraschicht im Viertelfinale der Euroleague gar schon zum 87. Mal aufs Parkett. «Die Belastung ist einfach unmenschlich», kritisierte der langjährige Bayern-Patron Uli Hoeneß gegenüber der «Mediengruppe Münchner Merkur tz».

Bis zu fünf Spiele in nur sieben Tagen

Und die härteste Prüfung steht jetzt erst an. «Für die Spieler ist das gerade absolut brutal. Am Ende der Saison ist das schon oft so, dass die Energie fehlt, aber dieses Jahr ist das ja noch krasser», sagte Berlin-Kapitän Niels Giffey. Bis zu fünf Spiele in nur sieben Tagen könnten es werden. Die ersten zwei Partien in Berlin und die beiden folgenden am Wochenende in München steigen jeweils innerhalb von 26 Stunden. «Und dann sitzt du an dem einzigen spielfreien Tag stundenlang im Zug. Mehr geht irgendwie nicht», stöhnte Giffey.

An die große Basketball-Kunst sei deshalb bei dem Showdown nicht zu denken, warnte Bayern-Kapitän Nihad Djedovic. «Ich gehe davon aus, dass das Finale von der Qualität her nicht so viel zeigen wird», sagte der Routinier, der nach einer langen Verletzungspause pünktlich zur Endspielserie gegen seinen Ex-Verein wieder einsatzfähig ist.

Auch falls die Klasse fehlt – Brisanz gibt es in dem Duell genug. Dass ausgerechnet Alba in der vorigen Saison beim Quarantäne-Turnier in München den Titel holte, haben die Bayern nicht vergessen. «Wir jagen Alba», stellte Geschäftsführer Marko Pesic klar und erinnerte bei der Frage nach der Ausgangslage für das Finale daran, dass sein Ex-Club schließlich nach wie vor noch amtierender Meister ist.

Deutscher Basketball-Klassiker

Seit Jahren stehen sich Alba und die Bayern immer wieder in Endspielen gegenüber. «Das ist El Clasico», sagte Djedovic, der mit den Bayern zuletzt vier Finalsiege nacheinander gegen Berlin bejubelt hatte, darunter den 85:79-Pokalerfolg von Mitte Mai in München.

Damals feierten die Bayern von Trainer Andrea Trinchieri noch vor leeren Rängen. Nun werden erstmals in der Corona-Zeit wieder Fans in die Hallen gelassen: in die Berliner Mercedes-Benz-Arena 1450 zum ersten und 2000 Zuschauer zum zweiten Spiel. Die Bayern dürfen am Wochenende jeweils 1000 Anhänger in den Audi Dome reinlassen.

«Du bekommst von ihnen ganz viel Energie, und das Spiel läuft für einen selbst viel natürlicher, wenn du ein Feedback bekommst und nicht einfach nur vor dich hin spielst», erläuterte Giffey. Auch Djedovic erwartet reichlich Extra-Motivation von den Rängen.

Verletzte auf beiden Seiten

Die dürfte nötig sein, schließlich müssen wohl beide Mannschaften auf verletzte Spieler verzichten. Die Alba-Profis Louis Olinde und Jonas Mattisseck mussten ihre Saison bereits beenden, zudem ist ein Einsatz der Schlüsselspieler Luke Sikma und Johannes Thiemann offen. Den Bayern fehlt Defensiv-Ass Nick Weiler-Babb, dazu sind Leon Radosevic, Paul Zipser und Zan Mark Sisko angeschlagen. «Das ist nichts anderes als Müdigkeit», erkannte Hoeneß als Grund für die vielen Blessuren.

Ausreden aber zählen nicht mehr, Bayern-Manager Pesic will kein «Rumheulen» hören. «Beide Mannschaften werden kämpfen müssen, mit sich selbst und dem Gegner.»

Von Manuel Schwarz und Nicolas Sowa, dpa