20. April 2024

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«Unpolitisch»: Schenk-Kritik an DOSB und Olympia-Projekt

Die frühere Sportfunktionärin Sylvia Schenk hält den internationalen Einfluss des Deutschen Olympischen Sportbundes für gering und eine Olympia-Bewerbung deshalb für wenig aussichtsreich.

Die einstige Radsport-Präsidentin Sylvia Schenk hält eine Olympia-Bewerbung wegen fehlender Anerkennung und mangelden Einflusses des Deutschen Olympischen Sportbundes im Weltsport für kaum aussichtsreich.

«Wenn ich auf die vergangenen Jahre zurückblicke, ist im deutschen Sport weitgehend negativ über den internationalen Sport gesprochen worden», sagte 70 Jahre alte Juristin aus Frankfurt/Main der Deutschen Presse-Agentur.

Kritisch sieht sie die Positionierung des DOSB gegen eine Rückkehr von russischen und belarussischen Athleten zu internationalen Wettkämpfen. «Haltung ist das eine, konkrete politische Handlungen, um dieser Haltung langfristig Geltung zu verschaffen, ist aber etwas anderes», sagte Schenk.

Der DOSB mische sich in der aktuellen Diskussion international nicht ausreichend ein. In Deutschland höre man nur, wie schlimm das IOC sei, weil es Russland wieder zulasse und Präsident Thomas Bach ein Putin-Freund sei: «Wer soll da noch für Olympia sein? Wie kann der DOSB so seine eigene Bewerbung untergraben?»

Schenk: «Man verliert sich im Provinziellen»

Außerdem halte sie «schon von der Art und Weise, wie die Olympia-Bewerbung aufgesetzt ist», gar nichts. Es sei schwierig, mit einem Klein-Klein-Prozess anzufangen, wo Military-Reiten stattfinden soll, obwohl man nicht wisse, ob es das 2040 überhaupt noch geben werde. «Man verliert sich im Provinziellen, kümmert sich aber nicht um die internationale Debatte und darum, der deutschen Bevölkerung die olympische Idee zu erklären und warum es wichtig ist, alle Länder zusammenzuhalten», befand Schenk.

Dies zeige nur, dass da kein Verständnis für die politische Seite des Sports in Deutschland sei. «Sport ist Politik, gerade wenn er politisch neutral sein will, muss er politisch denken und handeln, wozu auch die Zurückweisung politischer Einflussnahme auf die zivilgesellschaftliche Rolle des Sports gehört», erklärte die Menschenrechtsanwältin. «Der deutsche Sport ist insoweit völlig unpolitisch.»

Der DOSB hatte im Februar einen Strategieprozess für eine neue deutsche Bewerbung um Sommer- oder Winterspiele gestartet. In den kommenden zwei Jahren soll eine mögliche Bewerbung vorbereitet werden. Zuletzt waren München für 2022 (Winter) und Hamburg für 2024 (Sommer) mit ihren Olympia-Versuchen ohne Erfolg geblieben.