19. April 2024

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Trainer-Platzhalter soll RB Leipzig Europa League sichern

Nach dem gescheiterten Marsch-Projekt soll bei RB Leipzig nun eine Trainer-Zwischenlösung das internationale Überwintern absichern. Parallel läuft die Suche nach einem Retter auf Hochtouren.

Inmitten der eiligen Trainersuche geht es für RB Leipzig um das Überwintern im internationalen Geschäft. Als Platzhalter an der Seitenlinie soll Achim Beierlorzer im Fernduell mit dem FC Brügge wenigstens noch Gruppenplatz drei in der Champions League sichern.

Mit dem englischen Meister Manchester City wartet allerdings am 7. Dezember (18.45 Uhr/DAZN) der nächste Härtetest. Selbst eine Niederlage würde reichen, um Europa-League-Spiele im neuen Jahr bestreiten zu können – wenn Brügge zeitgleich bei Paris Saint-Germain verliert.

Die Grundsatzfrage nach der Trennung von Jesse Marsch am Cottaweg in Leipzig lautet jedoch: Greift der vom Brause-Imperium Red Bull getragene Club ins obere Trainer-Regal wie einst beim Nagelsmann-Coup? Oder begnügt sich die derzeit minimierte sportliche Führung ohne Sportdirektor mit einem der eher erwartbaren Kandidaten. Der zeitliche Handlungsspielraum ist eng, der finanzielle Puffer in Corona-Zeiten limitiert. Allerdings nahm RB mit den Verkäufen an den FC Bayern viel ein: Für Julian Nagelsmann flossen rund 25 Millionen Euro, für Dayot Upamecano 42,5 Millionen und für Marcel Sabitzer gab es noch einmal rund 15 Millionen Euro.

Guardiola schwärmt von deutschen Trainern

Noch vor Weihnachten soll ein Marsch-Nachfolger präsentiert werden. Doch einer der Wunschtrainer steht nicht zur Verfügung. Einem Bericht des «Kicker» zufolge hat Roger Schmidt abgesagt. Der 54-Jährige steht aktuell beim niederländischen Erstligisten PSV Eindhoven bis zum Saisonende unter Vertrag und wolle diesen erfüllen. Domenico Tedesco wäre dagegen sofort verfügbar und dürfte mit in der Auswahl sein. Die Varianten Erik ten Hag (Ajax Amsterdam), Bo Svensson (FSV Mainz 05) und Robert Klauß (1. FC Nürnberg) dürften zum jetzigen Zeitpunkt kaum infrage kommen.

Selbst Pep Guardiola machte sich Gedanken: «Ich bin mir sehr sicher, dass der neue Trainer ähnlich sein wird und viel Einfluss einbringen wird.» Zudem schwärmte er von seinen deutschen Kollegen. «Die Trainer in Deutschland sind sehr, sehr gut, ich habe sehr viel von ihnen gelernt», sagte der Spanier. Zurückhaltung will er in Leipzig dennoch nicht üben, auch wenn sein Team den Gruppensieg sicher hat und die Partie für ihn eher «ein Trainingsspiel ist». Dafür bringt er extra Talente aus der Nachwuchsakademie mit nach Sachsen: «Es kommen vier oder fünf mit uns, vielleicht können wir zwei oder drei einsetzen», betonte Guardiola.

Beierlorzer hat «nicht viel Spielraum»

Beierlorzer hingegen muss in seiner zweiten Amtszeit – er übernahm 2015 schon nach dem Aus von Alexander Zorniger – Schadensbegrenzung betreiben. Und Ergebnisse liefern: Erst das Überwintern im Europapokal sichern, was eine Trainerverpflichtung etwas einfacher machen würde, dann Pflichtsiege gegen Mönchengladbach, in Augsburg und gegen Bielefeld einfahren. «Wir müssen die Mannschaft wieder zu alter Stärke führen. Die Mannschaft ist definitiv in der Verantwortung», sagte Beierlorzer. «Es darf in keiner Trainingseinheit eine zu große Lockerheit rein, das ist in den nächsten zwölf Tagen bei vier Spielen wichtig.»

Er habe personell aufgrund der Coronafälle und der weiterhin langen Verletzungsliste «nicht viel Spielraum», doch man habe in der Analyse von «ManCity analysiert, welche Möglichkeiten wir auf den Platz bringen können».

Pikant: Das City-Team von Pep Guardiola wird den kriselnden Vizemeister aus Sachsen genau an den Ballbesitz-Fußball von Marsch-Vorgänger Nagelsmann erinnern – und an die 3:6-Niederlage zum Auftakt der Champions League im September.

«Die Mannschaft war nicht zu 100 Prozent bereit»

Wie reagiert das Team um RB-Kapitän Péter Gulácsi nach dem Marsch-Aus? Die vom US-Coach vorgegebenen Freiheiten im Spiel nach dem Taktik-Korsett von Nagelsmann, der sich regelmäßig mit dem Spanier Guardiola austauscht, wussten die RB-Profis nicht zu nutzen. Einzig Christopher Nkunku blühte mit seinem vertikalen Drang auf.

Dagegen war der von den Cityzens erst ausgeliehene, dann verpflichtete Angeliño zuletzt nur ein Schatten seiner selbst. Das trifft auch für den 23 Millionen Euro-Neuzugang André Silva zu, dem das RB-System immer wieder Schwierigkeiten bereitet und dem die Durchschlagskraft fehlt.

Überhaupt, die Gier nach dem Ball, das hohe Pressing, schnelles Umschaltspiel und die leidenschaftliche Rückwärtsbewegung waren zuletzt aus der RB-DNA fast verschwunden. «Die Mannschaft war nicht zu 100 Prozent bereit, dieser Überzeugung und den Matchplänen zu folgen», kritisierte Mintzlaff, der nach den Selbstzweifeln von Marsch viel zu spät handelte. Erst nach 21 Pflichtspielen mit einem Punkteschnitt von 1,33 pro Spiel war es dann alternativlos – vor allem für die Ansprüche im RB-Kosmos.

Die voraussichtlichen Aufstellungen

RB Leipzig: Gulacsi – Simakan, Klostermann, Gvardiol – Mukiele, Kampl, Laimer, Angelino – Nkunku, Forsberg – Silva

Manchester City: Ederson – Walker, Stones, Laporte, Zinchenko – Fernandinho – De Bruyne, Gündogan – Mahrez, Jesus, Foden

Schiedsrichter: Schärer (Schweiz)

Von Frank Kastner, dpa