16. April 2024

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Tour: Dauerbrenner Martin, Altstar Greipel, Joker Buchmann

In der Gesamtwertung der Tour de France spielen die zwölf deutschen Profis in diesem Jahr keine Rolle. Mit den Etappensiegen wird es ebenfalls schwer, aber nicht unmöglich.

Den Traum von einem sechsten Etappensieg bei der Tour de France hat Tony Martin noch nicht ganz aufgegeben.

«In den Zeitfahren habe ich vom Team alle Freiheiten. Wenn ich konkurrenzfähig bin, werde ich schnell fahren. Ich bin guter Hoffnung bei den Zeitfahren», sagte der viermalige Weltmeister vor dem Start der Tour am Samstag in Brest. Und tatsächlich könnten die beiden Highspeed-Zeitfahren auf der fünften und 20. Etappe Martin liegen und etwas Abwechslung in seine Frankreich-Rundfahrt bringen, die ansonsten von Helferdiensten für Top-Favorit Primoz Roglic geprägt sein wird.

Wie beim in seine 13. Tour gehenden Martin wird es auch für die elf weiteren deutschen Rad-Profis schwer, einen Etappensieg zu holen. Denn sie haben meistens andere Aufgaben. «Wir wollen mit Primoz gewinnen», betonte Martin, nachdem sich Roglic im vergangenen Jahr das Gelbe Trikot auf der vorletzten Etappe noch abnehmen ließ. «Meine Aufgabe ist es, die Mannschaft zu unterstützen», sagte der 36-Jährige.

Sprinter Greipel wieder dabei

Der schon zwei Jahre ältere André Greipel darf zwar unerwartet noch einmal als Top-Sprinter seines Teams Israel Start-Up Nation zur Tour, für seinen insgesamt zwölften Etappensieg muss aber schon viel zusammenpassen. Entsprechend zurückhaltend geht der Routinier in seine elfte Tour. «Ich bin stolz darauf, zu diesem Aufgebot zu gehören. Ich fühle mich ganz gut in Form und bin bereit», sagte Greipel, der in Rick Zabel seinen wichtigsten Anfahrer dabei hat. Eigentlich war das Duo für den Giro eingeplant, doch die Tour dürfte Greipel lieber sein.

Große Hoffnungen auf einen Etappensieg kann sich je nach Verlauf Emanuel Buchmann machen. Der Kletterspezialist wurde kurzfristig vom Team Bora-hansgrohe nominiert und geht nach seinem sturzbedingten Aus beim Giro nun in einer Sonderrolle in die Tour. «Emu wird alle Freiheiten haben», sagte Teamchef Ralph Denk. «Wir schauen mal, wie es läuft, und im Idealfall kann er in den Bergen seine Stärke zeigen.» Die Kapitäne des besten deutschen Rennstalls sind hingegen der Niederländer Wilco Kelderman und der Slowake Peter Sagan.

Stark in den Bergen ist auch Simon Geschke, der dort aber nur bedingt Freiheiten bekommen wird. «Ich werde unseren Kapitän Guillaume Martin so lange wie möglich unterstützen. Meine Rolle ist ein wenig so wie 2018 bei Sunweb, als ich Tom Dumoulin unterstützt habe und er am Ende Zweiter geworden ist», sagte Geschke. Da es bei Martin für das Podium wohl nicht reichen wird, soll der Berliner vom französischen Team Cofidis auch Chancen auf einen Etappensieg bekommen. Schließlich ist ein Tageserfolg bei der Tour für eine heimische Mannschaft Gold wert.

Walscheid ohne Sprinthelfer

Spannend wird die Entwicklung von Max Walscheid zu beobachten sein. Der 28-Jährige ist der Sprinter Nummer eins seiner Mannschaft Qhubeka-Assos, muss sich aber allein durch das Peloton kämpfen. «Ich habe im Sprint selbst keine Helfer», sagte Walscheid. Zudem hat er bereits den Giro in den Beinen. «Von der Belastung her wird es ein Experiment. Aber ich freue mich unheimlich auf die Tour.» Zumal Walscheid zuletzt auch im Zeitfahren sehr gute Ergebnisse eingefahren hatte. Eher Außenseiterchancen auf Erfolgserlebnisse hat wohl das deutsche Duo Jonas Koch und Georg Zimmermann vom kleinen belgischen Rennstall Intermarché-Wanty-Gobert.

Der aktuell formstärkste deutsche Fahrer fehlt in Frankreich. Maximilian Schachmann holte eine Woche vor der Tour noch den deutschen Meistertitel und verabschiedete sich dann in eine kurze Trainingsphase, ehe er bei den Olympischen Spielen eine Medaille holen will. Ebenfalls nicht dabei ist Lennard Kämna, der im letzten Jahr noch eine Etappe holte, aktuell aber pausiert. Dass Sprinter Pascal Ackermann nicht dabei ist, hat den 27-Jährigen selbst überrascht. Angesichts seiner bisher sieglosen Saison ist die Entscheidung des Teams Bora-hansgrohe aber nachvollziehbar.

Von Tom Bachmann und Stefan Tabeling, dpa