29. März 2024

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Süle beim FC Bayern glücklich über «zwei Idioten»

Es gab Zeiten, da wollte Niklas Süle nur zu gerne weg vom FC Bayern. Unter seinem früheren Förderer Julian Nagelsmann ist davon aktuell keine Rede.

Die lauten «Süüüle, Süüüle»- Rufe von den Tribünen verdankte der abermals mit viel Lob bedachte Fußball-Nationalspieler nicht nur seiner starken Leistung.

«Niki hat gesagt, es war alles Familie aus Frankfurt», erzählte Trainer Julian Nagelsmann mit einem Lächeln. Die Verwandten des Verteidigers dürften sich ganz besonders auf diesen Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) freuen: Dann trifft Niklas Süle auf Eintracht Frankfurt, den Jugendverein aus seiner Geburtsstadt.

Süle, der unter Trainer Niko Kovac und nach einem Kreuzbandriss eine sehr schwierige Zeit beim FC Bayern durchmachte, hat unter seinem früheren Hoffenheim-Förderer Nagelsmann eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt. «Er ist einer, der im europäischen Top-Regal spielt», lobte Coach und Kritiker Nagelsmann.

Bundestrainer zufrieden

Süles Fähigkeiten schätzt auch der frühere Bayern-Coach und neue Bundestrainer Hansi Flick. «Ich habe mit Niklas relativ früh telefoniert in der Pause nach der Europameisterschaft. Er spielt jetzt so, wie er es mir auch damals gesagt hat: Er hat sich große Ziele gesetzt – und genauso agiert er gerade. Das gefällt mir», sagte Flick am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

«Es ist wichtig, dass ich als Nationalspieler ständig das Beste aus meinen Möglichkeiten heraushole. Da ist er auf einem guten Weg. Es freut mich, dass er die Entwicklung gemacht hat», sagte Flick. Für die WM-Qualifikationsspiele am 8. Oktober in Hamburg gegen Rumänien und drei Tage später in Skopje gegen Nordmazedonien ist Süle eine feste Größe für die Abwehr.

Nagelsmann und dessen Co-Trainer Xaver Zembrod waren es einst, die Süle erst zum Verteidiger formten. «Man vergisst manchmal, dass er bei Eintracht Frankfurt ein Zehner war und ein gelernter Zehner ist», erinnerte Nagelsmann. Erst spielte Süle auf der Sechs, dann in der Innenverteidigung. «Da hat er ein halbes Jahr gebraucht und gedacht, was machen die zwei Idioten mit mir», scherzte Nagelsmann: «Heute ist er, glaube ich, sehr glücklich darüber.»

Zukunftsfrage spannend

Nachdem schon viel über eine Trennung des bis 2022 an den FC Bayern gebundenen Süle spekuliert wurde und immer wieder der Name von Nationalmannschaftskollege Antonio Rüdiger (FC Chelsea) als möglicher Münchner Zugang fällt, bleibt die Zukunftsfrage spannend. Süle soll keine Eile für eine Entscheidung sehen. Sportvorstand Hasan Salihamidzic erklärte kürzlich, dass es in dieser Frage nichts Neues gebe. Dem 1995er Jahrgang um Süle, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry wird eine besondere Rolle für eine große Bayern-Ära zugewiesen. Kimmich und Goretzka verlängerten langfristig, Gnabry konnte zuletzt noch «nichts Konkretes» sagen.

Und Süle? «Die Fans mögen ihn und sie wollen, dass er weiter Spieler des FC Bayern bleibt», sagte Manuel Neuer. Der Kapitän befürwortete, dass nicht etwa Doppeltorschütze Robert Lewandowski, sondern beim 5:0 gegen Kiew ein Defensivspezialist bejubelt wurde. «Ich glaube, jeder Spieler aus den eigenen Reihen hat sich darüber gefreut, dass mal ein Abwehrspieler mit Sprechchören im Stadion gefeiert wurde.» 

Süle steht in der Fangunst schon lange weit vorne. Er hat einfach schon als Typ das Zeug zum Publikumsliebling. Und nachdem ihn nicht wiederholte Verletzungen ausbremsen, ist der 26-Jährige endlich auch wieder konstant im Spielrhythmus.

Viele Ballkontakte

Der gestiegene sportliche Stellenwert lässt sich auch an Statistiken ablesen. In neun von zehn Spielen stand der in dieser Saison als Innen- und Außenverteidiger eingesetzte Süle in der Startformation und hat dort mit die meisten Ballkontakte. Er glänzt nicht nur im Kerngeschäft Abwehrarbeit, sondern auch mit offensiven Akzenten.

«Er nimmt eine gute Entwicklung und macht es professionell, auch das Drumherum», berichtete Nagelsmann. «Er hat immer noch unglaublich viele Schritte, damit man, wenn alles normal läuft, den Niki in drei, vier Monaten nicht mehr erkennt, wie er vor einem halben Jahr war.»

Von Christian Kunz und Klaus Bergmann, dpa