29. März 2024

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Schwacher VfL Wolfsburg rettet in Lille Punkt in Unterzahl

Schwaches Spiel, akzeptables Resultat: Bei ihrer Rückkehr in die Champions League nach fünf Jahren holt der VfL Wolfsburg einen glücklichen Punkt bei OSC Lille. Von der Souveränität aus der Fußball-Bundesliga war fast nichts zu sehen.

Nach dem Schlusspfiff fielen sich die Spieler des VfL Wolfsburg erleichtert in die Arme. Gegner OSC Lille wurde vom Video-Schiedsrichter ein Tor aberkannt und in der siebten Minute der Nachspielzeit auch noch einen Elfmeter.

Der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga holte am Dienstagabend zum Auftakt der neuen Champions-League-Saison ein glückliches 0:0 beim französischen Meister. Eine schwache Wolfsburger Leistung führte so am Ende doch noch zu einem brauchbaren Ergebnis.

Glück in der Nachspielzeit

In der letzten halben Stunde spielten die «Wölfe» sogar in Unterzahl, weil Verteidiger John Anthony Brooks in der 62. Minute nach einem Handspiel Gelb-Rot sah. Nur drei Minuten zuvor hatte der VfL durch Maximilian Philipp zum ersten Mal überhaupt in dieser Partie auf das gegnerische Tor geschossen (59.). «Wir fahren mit einem 0:0 nach Hause und sind zufrieden. Wir wissen, fußballerisch war das nicht so viel von uns. Wir haben uns ein bisschen den Schneid abkaufen lassen», sagte Mittelfeldspieler Maximilian Arnold im Streamingdienst DAZN.

Glück hatten die Wolfsburger in der Nachspielzeit: Erst köpfte José Fonte am knapp am Wolfsburger Tor vorbei, dann nahm der Videoschiedsrichter einen verhängten Elfmeter wieder zurück (90.+6). Josuha Guilavogui hatte Lilles Stürmer Burak Yilmaz wenige Zentimeter außerhalb des Strafraumes gefoult. «Das war leider nicht unser Spiel, so wie wir es in der Bundesliga gewohnt sind», sagte Stürmer Wout Weghorst, «am Ende haben wir einen Punkt, was am Ende ein Ergebnis ist bei der Roten karte und so, das gut für uns ist.»

Kein Champions-League-Niveau

Lille war vor seinen lautstarken Fans die deutlich gefährlichere Mannschaft und traf kurz nach der Pause auch zum vermeintlichen 1:0. Ein Treffer von Jonathan David wurde vom Video-Schiedsrichter jedoch wieder einkassiert, weil der Ball zuvor im Seitenaus gewesen war.

Von Champions-League-Niveau war diese Partie weit entfernt. Gerade die Wolfsburger spielten schon fahrig und gehemmt, bevor dieser Abend durch Brooks‘ Platzverweis zur reinen Abwehrschlacht wurde.

Trainer Mark van Bommel hatte zu Beginn genau die Spieler auf den Rasen geschickt, denen die Qualifikation für den wichtigsten Wettbewerb des Vereinsfußballs gelungen war. Das bedeutete zum einen, dass die beiden Top-Transfers Luca Waldschmidt (Benfica Lissabon) und Lukas Nmecha (Manchester City) zunächst nur auf der Bank saßen. Und zum anderen, dass die Wolfsburger mit Guilavogui, Maxence Lacroix und Jerome Roussillon mehr Franzosen in ihrer Startelf hatten als der französische Meister.

Zu viele Ballverluste

Das Ziel war, dieses Spiel zu kontrollieren und Lilles schnellen Angreifern Jonathan David und Jonathan Ikoné möglichst wenig Raum zu geben. Doch die vielen Ballverluste im Wolfsburger Spiel machten eine Kontrolle nahezu unmöglich.

Außerdem bereitete den Niedersachsen vor allem ein Mann Stress, der seine Karriere vor fünf Jahren eigentlich schon in China ausklingen lassen wollte und der nun im Alter von 36 Jahren doch noch einmal in die Champions League zurückgekehrt ist: der türkische Mittelstürmer Yilmaz. Schon in der achten Minute kam Guilavogui im Strafraum gerade noch rechtzeitig vor ihm an den Ball. Ein Freistoß des Routiniers (13.) wurde ebenfalls gefährlich. Nur nach einem Sololauf des Kanadiers David geriet Yilmaz‘ Abschluss zu harmlos (21.).

Den schwachen Eindruck der ersten Halbzeit vermochten die «Wölfe» auch nach der Pause nicht zu korrigieren. Der nicht gegebene Treffer der Franzosen und Brooks‘ wiederholte Missgeschicke machten die ganze Anfälligkeit deutlich. Nur VfL-Torwart Koen Casteels stand Lilles ungleichem Stürmerduo in der zweiten Hälfte noch im Weg. In der 64. Minute parierte der Belgier gegen den 21 Jahre jungen David, kurz darauf gegen den 15 Jahre älteren Yilmaz (69.).

Von Sebastian Stiekel und Martin Kloth, dpa