29. März 2024

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Riesenjubel: Union zieht in die Europa League ein

Krönung mit kurzem Zittern. Die Eisernen aus dem Berliner Osten spielen demnächst in der Europa League. Coach Fischer nimmt auch die Bier-Dusche in gewohnter Manier hin.

Den Platzsturm «light» bekamen sie schnell in den Griff, danach begann endgültig die rauschende und lange Köpenicker Europa-League-Nacht mit Bier und Duschen für den Erfolgscoach Urs Fischer noch auf dem Platz.

Ehrenrunde, Singen und Hüpfen mit den Fans, Feiern mit der Familie – die Profis des 1. FC Union genossen nach dem größten Erfolg in der Vereinsgeschichte jeden Moment. «Jetzt stehst du da, bist Fünfter nach 34 Spieltagen, es tut mir leid, dass mir noch kein Wort eingefallen ist, dass diese Situation beschreibt», sagte Fischer und meinte, dass die Ferien ab Sonntag gut tun: «Dann habe auch ich ein bisschen Zeit zu verstehen, was geschehen ist.»

Kaum ausgesprochen, stürmte die Mannschaft rein und begoss Fischer abermals mit Bier, dem dann auch ein paar Wörter zur Einordnung einfielen: «Wahnsinn, fantastisch, außergewöhnlich.»

«Das muss man auch genießen, sagte Torschütze Grischa Prömel nach seinem letzten Spiel für die Berliner: «Gefühle rauslassen, Emotionen freien Lauf lassen, sich tragen lassen von den Fans und alles aufsaugen, was noch geht. Was Union vorlebt, gibt es ganz, ganz selten.»

Entscheidender Treffer kurz vor Schluss

Erst recht, weil sie auch kurzzeitig zittern mussten. Der befreiende Treffer zum 3:2 (2:0) am finalen Spieltag der Fußball-Bundesliga gegen den VfL Bochum fiel erst in der 88. Minute.

Mit dem sechsten Sieg in den vergangenen sieben Spielen sicherte sich der Aufsteiger von 2019 sensationell den fünften Platz in der Tabelle der Fußball-Bundesliga, nur der FC Bayern, Borussia Dortmund, Bayer 04 Leverkusen und RB Leipzig sind noch vor ihnen. «Sie haben etwas überragendes erreicht», sagte Bochums Coach Thomas Reis Richtung Fischer und Union.

Dass Hauptstadtrivale Hertha BSC nach einer dramatischen Schlussphase auch noch in die Relegation muss, rundete den Freudentag für die viele Fans der Eisernen so richtig ab. «Siehst du Hertha, so wird das gemacht», sangen sie. Nicht zu vergessen: Mit den beiden Siegen im Hauptstadtderby neben dem Erfolg im Pokal-Achtelfinale hat auch Union faktisch seinen Anteil am Nachspiel für den Rivalen aus dem Westend.

Kleiner Platzsturm nach Schlusspfiff

Allein die Fans, die sich nicht an die Regeln hielten und nach dem Schlusspfiff auf den Rasen rannten, trübten kurz den Jubel. «Bitte macht das nicht, bitte macht das nicht», forderte Stadionsprecher und Kommunikationschef Christian Arbeit diese auf, hinter den Absperrungen zu bleiben. Als sie wieder dort waren, wo sie sein sollten, gingen die Mannschaft auf die Jubelrunde vor den 22.012 Zuschauern im ausverkauften Stadion An der Alten Försterei.

In seinem letzten Spiel für Union gelang Prömel in der fünften Minute die Führung. «Heute ist mein Tag», sei ihm da durch den Kopf geschossen. Als Taiwo Awoniyi noch vor der Pause per Handelfmeter auf 2:0 (19.) erhöhte, schien die Entscheidung gefallen.

Doch Simon Zoller (55.) gelang nach der Pause der Anschlusstreffer, und Eduard Löwen (79.) glich sogar aus. Das großen Zittern begann und der Blick ging permanent auch nach Stuttgart, wo Unions Verfolger 1. FC Köln aber letztlich sogar verlor. Doch dann war es erneut Awoniyi (88.), der traf und alles klar machte.

Einzeln feierten die Fans vor der Tribüne jeden Spieler, bis auch der Erfolgsmacher an der Reihe war: Urs Fischer, Urs Fischer», hallte es durchs Stadion. Und der 56 Jahre alte Schweizer, der 2018 nach Berlin kam, 2019 mit der Mannschaft aufstieg, 2020 mit ihr Elfter im Premierenjahr wurde und sie im vergangenen Jahr in die Conference League geführt hatte, ließ dann in bekannt ruhiger Art auch die obligatorische Bierdusche über sich ergehen.

Das Ergebnis der vergangenen Saison noch mal zu verbessern, sei Wahnsinn, hatte er schon vor dem letzten Spieltag betont. Doch der wahre Wahnsinn sollte erst noch kommen, als tausende Fans den Spielern auf dem «Europa-Balkon» der Försterei bildlich fast zu Füßen lagen.

Von Jens Marx und Elisabeth Edich, dpa