19. April 2024

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Rauswurf von Bundestrainer König: Unfrieden im Eiskunstlauf

Die Kür der deutschen Eiskunstlauf-Meister wird von der Entlassung von Paarlauf-Bundestrainer Alexander König in der Olympia-Saison überschattet. Für das von ihm mit betreute Duo ist es ein «Schock».

Die Deutsche Eislauf-Union bewegt sich auf dünnem Eis. Im Olympia-Winter sorgt die Absetzung von Paarlauf-Bundestrainer Alexander König weiter für Unfrieden im DEU-Präsidium und für Entrüstung bei den Eiskunstläufern.

«Es war ein Schock für uns, dass Alexander König mitten in der Olympia-Saison nicht mehr als Bundestrainer agiert», klagte Minerva Hase bei den deutschen Meisterschaften in Neuss, wo sie am Vortag mit Partner Nolan Seegert den dritten Titel holte.

Die EM-Fünften aus Berlin gelten als einzige Anwärter unter den DEU-Startern, bei den Winterspielen in Peking einen Platz unter den ersten Zehn oder gar Acht zu erreichen. König, der 2018 Aljona Savchenko und Bruno Massot mit einer «Jahrhundertkür» zum Olympiasieg führte, sollte mit seinem Renommee und seiner Expertise mit zum Erreichen des Ziels beitragen – ungeachtet der Tatsache, dass Hase/Seegert schwerpunktmäßig im russischen Sotschi bei Dmitri Sawin trainieren.

«Wir haben aber gesagt, dass Alex unser Ansprechpartner in Deutschland bleibt. Das werden wir auch bis Ende der Saison so machen», betonte Seegert. «Er ist ein künstlerischer Mensch, unterstützt uns mit seinem Wissen und gibt uns Tipps», ergänzte Hase.

König vom Rauswurf überrumpelt

DEU-Präsident Dieter Hillebrand sah das anders. Ohne Vorwarnung, ohne Abstimmung mit dem Präsidium überrumpelte er König bei einem Treffen in München mit dem Rauswurf. «Das war völlig unerwartet und nicht so nett», sagte der 55-jährige Coach, der seit Juni 2019 im Amt ist.

Hillebrand warf König vor, in Berlin zu wenig für den Nachwuchs getan und durch den Weggang von Hase/Seegert nach Russland keine Aufgaben mehr zu haben. «Ich habe darauf zu impulsiv reagiert und gesagt: Dann ziehen wir einen Schlussstrich», berichtete König, der nach der naiven Zustimmung zur Vertragsauflösung arbeitslos ist.

Überhaupt kein Verständnis findet der Alleingang von Hillebrand bei DEU-Vizepräsident Leistungssport Reinhard Ketterer, der darüber vorher nicht informiert worden war. «Ich bin nicht begeistert und habe in einem Brief an den Präsidenten geschrieben, damit nicht einverstanden zu sein», erklärte er.

Es muss zu zufriedenstellenden Resultaten kommen

Ketterer teilt zudem die Kritik an König und seiner Arbeit nicht. «Es ist im Paarlauf schwer, von heute auf morgen Erfolge zu haben», meinte der Funktionär. «Er kann auf dem Sofa liegen, wenn aus seinen Paarläufern Olympiasieger werden.»

DEU-Sportdirektorin Claudia Pfeifer hält hingegen die Trennung von König für richtig. «Wenn die Kaderliste immer mehr schwindet als das sie wächst, muss man der Realität ins Auge blicken und nach Ursachen forschen», erklärte sie. Grundsätzlich habe sie beteuert, gerne mit Herrn König zusammenarbeiten zu wollen, «doch es muss für beide Seiten zu zufriedenstellenden Resultaten kommen».

Da die DEU den Rauswurf des Bundestrainers zum 1. November selbst nicht publik gemacht hatte, wurden die Meisterschaften in Neuss davon nun überschattet. Der Freude von Nicole Schott (Essen) über ihren sechsten Titelgewinn tat dies keinen Abbruch und gab ihr Anschub für Olympia. Routinier Paul Fentz (Berlin) siegte zum vierten Mal, qualifizierte sich aber nicht für Peking. Überraschend setzten sich Jennifer Janse van Rendsburg/Benjamin Steffan (Oberstdorf) bei den Eistänzern gegen die Favoriten Katharina Müller/Tim Dieck (Dortmund) durch, die dennoch die Olympia-Tickets sicher haben dürften.

Von Andreas Schirmer, dpa