29. März 2024

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Psychologe als Trumpf? Coach French lässt Ingolstadt träumen

Dieser Schachzug hat sich für den ERC Ingolstadt ausgezahlt: Mark French, DEL-Trainer des Jahres, lässt den Club auf den Titel hoffen. Ein Typ, den es nicht oft im Eishockey gibt, sagt ein Spieler.

Die bisher starke Saison des ERC Ingolstadt mit dem neuen Coach Mark French beeindruckt auch den Bundestrainer. «Mark hat völlig anderes Eishockey spielen lassen, als wir das in der DEL kannten.»

«Er hat seine Jungs sehr gut auf seine Vorstellungen eingestellt. Die spielen sehr gutes Eishockey», sagte Harold Kreis vor dem Auftakt des Playoff-Halbfinals und wollte keine Prognose zum Titel-Endspurt in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) abgeben: «Das Meisterrennen ist völlig offen.»

Der Kanadier French wurde gleich in seiner ersten DEL-Saison zum Trainer des Jahres gekürt und könnte dem ERC die entscheidenden Impulse für einen Halbfinalerfolg über die Adler Mannheim geben. Am Freitag (19.30 Uhr/MagentaSport) steigen die Oberbayern mit einem Heimspiel gegen den achtmaligen deutschen Meister in die Serie über maximal sieben Duelle ein.

Ingolstadt spielte seine erfolgreichste Hauptrunde

Er sei «angenehm» überrascht, wie erfolgreich seine Premieren-Saison in der DEL verlaufe, sagte French der Deutschen Presse-Agentur. Der Ingolstädter Stürmer Mirko Höfflin, der 2015 mit Mannheim im Finale gegen den ERC Meister wurde, zeigte sich optimistisch: «Wir sind auf jeden Fall in der Lage, Mannheim zu schlagen. Wir fühlen uns wohl in unserer Rolle.» Es könnte ein Finale gegen den EHC Red Bull München folgen, der im zweiten Halbfinale gegen Wolfsburg seiner Favoritenrolle gerecht werden will.

Dass es nicht überraschen würde, würde Ingolstadt die vier notwendigen Siege gegen die Mannheimer holen, liegt auch an French. Der Kanadier war vor der Saison von Metallurg Magnitogorsk aus der multinationalen KHL, wo er Assistent war, zum DEL-Champion von 2014 gekommen und überzeugte auf Anhieb. Mit 103 Punkten spielte der Vorrunden-Zweite ERC seine beste Hauptrunde.

Frenchs Art zu kommunizieren, steche heraus, sagte Höfflin. «Wenn er sehr emotional ist, sagt er lieber nichts, damit er die richtigen Worte findet», erzählte der Stürmer: «Wenn er Fehler in der Beurteilung in der Hitze des Spiels macht, schaut er sich das in Ruhe noch mal an und entschuldigt sich, wenn er falsch gelegen hat. Das gibt es nicht oft im Eishockey.» French gehe es wirklich darum, zu verstehen, wie ein Spieler ticke: «Das Eingehen auf den Menschen und den Spieler – das ist der große Unterschied», erklärte Höfflin.

Psychologiestudium als Trumph?

Das mag an Frenchs ungewöhnlichem Karriereweg und seinem Wissen in der Psychologie liegen. Der 52-Jährige hatte keine glanzvolle Eishockey-Karriere. Er besuchte das College, studierte Psychologie und wurde schon mit Mitte 20 Coach. Die Hershey Bears führte er 2009 und 2010 in der zweitklassigen nordamerikanischen AHL zur Meisterschaft. Was seinen Coaching-Stil ausmache, sei sein Hunger nach Wissen, erklärte French. Er wolle wissen, wie ein Spieler denkt, was ihn motiviert und wie er am besten in die Gruppe passe. Zudem gilt er als Taktik-Fuchs und akribischer Arbeiter. Er tendiere eher zu zu ausgiebiger Videoanalyse, sagte er einmal.

Selbstvertrauen in die Serie gegen die Adler, die im Viertelfinale gegen Köln erfolgreich waren, nehmen die Ingolstädter auch aus der K.o.-Runde gegen die Düsseldorfer EG mit. Ein 3:6 machte der ERC in Spiel fünf wett, siegte 7:6 nach Verlängerung. So früh wie kein anderer stand der ERC als Halbfinalist fest. Nach starken zwei Dritteln der DEG nahm Coach French überraschend seinen starken Torhüter Michael Garteig für Kevin Reich vom Eis. Damit sorgte er beim Team für den erhofften Aufwachmoment.

Weil die Leistungsdichte so eng sei, sei die Psychologie ein entscheidender Faktor, sagte Höfflin. «Wir haben keine Einzelspieler, die herausstechen. Es ist wirklich der Erfolg vom ganzen Team. Das ist unsere Stärke», erklärte der 30-Jährige zudem. Noch nie hat Ingolstadt allerdings eine Playoff-Serie gegen Mannheim gewonnen. Vielleicht gelingt das nun mit French.

Kristina Puck, dpa