20. April 2024

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Olympia-Medaillen bei Pandemie-Spielen mehr wert

In der Pandemie haben Sportler weltweit unterschiedlichste Trainings- und Wettkampfbedingungen. Erfolg oder Misserfolg könnten bei den Tokio-Spielen davon beeinflusst sein. Gibt es nun Zweifel am Wert der Medaillen?

Die Recycling-Medaillen bei den Tokio-Spielen sind aus Elektroschrott gewonnenen Edelmetallen hergestellt. Für die meisten deutschen Starter haben die Olympia-Edelplaketten in Gold, Silber und Bronze trotz oder gerade wegen der Pandemie noch einen besonderen ideellen Mehrwert.

«Letztendlich ist der Wert eher erhöht, weil die Bedingungen viel schwieriger sind als in einem normalen Jahr», sagte Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo. Das letzte Jahr sei sicher für alle sehr anstrengend gewesen, auch für sie hätten sich viele Dinge verändert. «Es wäre einfach toll, diese harte Zeit mit etwas Schönem beenden zu können.»

Trotz Corona-Krise ist und bleibt für den Kanute Sideris Tasiadis Olympia und eine Medaille das Größte für einen Athleten. Denn: «Sportlich wird es wie immer sein, weil die Mitfavoriten ja auch am Start sind», sagte der Olympia-Zweite von 2012 im Einer-Canadier. «Da sind eben die Besten der Besten aus den jeweiligen Ländern.»

Ähnlich urteilte auch Niklas Kaul. «Es gibt nichts Höheres als eine Medaille bei Olympischen Spielen zu gewinnen, egal ob unter Pandemie-Bedingungen oder nicht», meinte der Zehnkampf-Weltmeister. Es gebe Aussagen, dass die Medaillen nach fast zwei Jahren Pandemie und Spielen in Tokio ohne Zuschauer weniger wert seien. «Das wird ziemlich ausgeglichen durch die Monate, in denen man sich selbst isoliert hat und der Weg zu den Spielen deutlich anstrengender war als zuvor», sagte der Leichtathlet. «Deshalb wird eine Medaille für den Gewinner einen besonderen Wert haben.»

Medaillen als gleichbleibende Kostbarkeiten

Für Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig ist Gold, Silber, Bronze für die Athleten bei Sommer- wie Winterspielen ebenfalls mehr als eine gleichbleibende Kostbarkeit. «Möglicherweise ist die Freude unter den extrem erschwerten Rahmenbedingungen bei diesen Spielen, deren Austragung lange fraglich war, doch eine ganz besondere», sagte er.

Kauls Trainingspartnerin in Mainz, Carolin Schäfer, erwartet angesichts der ungewöhnlichen olympischen Umstände, dass die Medaille «am Ende vielleicht eine etwas größere Geschichte» erzählen werde. «Dass sie mehr wert ist, würde ich aber nicht sagen», befand die Siebenkämpferin.

Der deutsche Athletensprecher Max Hartung sieht hingegen bei den außergewöhnlichen, von Corona geprägten Tokio-Spielen die Chance, «weniger auf die Medaillen» und mehr auf die Persönlichkeiten der Sportler zu schauen. Wie haben sich Sportler von Krankheiten erholt? Wie starten sie aus der großen Unsicherheit in den Wettkampf? «Die Sportler sind mit einer Vielzahl von Schwierigkeiten und Hindernissen konfrontiert worden in den vergangenen anderthalb Jahren», sagte der Säbelfechter. «Da wird es spannend sein, wie Athleten das gemeistert haben.»

Von Andreas Schirmer, dpa