29. März 2024

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Jagd nach Titel 21 und Nummer 1 – Endspiel gegen Medwedew

Novak Djokovic musste vor den Australian Open abreisen. Doch wenn am Sonntag Rafael Nadal und Daniil Medwedew im Endspiel von Melbourne gegeneinander antreten, geht es auch um seine Tennis-Geschichte.

Tröstend nimmt Rafael Nadal den enttäuschten Roger Federer in den Arm. In einem packenden Finale von Melbourne hat sich der Spanier gegen den Schweizer durchgesetzt, der bei seiner Dankesrede in Tränen ausbricht.

Es läuft das Jahr 2009. Der junge Nadal hat noch etliche Glanzpunkte seiner beeindruckenden Tennis-Karriere vor sich, doch dieser Triumph gegen Federer – der sich 2017 in einem denkwürdigen Endspiel revanchierte – ist bis heute tatsächlich sein einziger bei den Australian Open geblieben.

Wird Medwedew wieder zum Spielverderber?

13 Jahre später könnte nun an diesem Sonntag (9.30 Uhr deutscher Zeit/Eurosport) im erneuten Endspiel der Australian Open ein ganz besonderer Erfolg hinzukommen, sofern der russische US-Open-Champion Daniil Medwedew nicht wieder einmal als Spielverderber auftritt. «Ich bin glücklich, dass ich die Chance habe, wieder jemanden aufzuhalten, Geschichte zu schreiben», sagte Medwedew aufmüpfig.

Und der 25-Jährige aus Moskau weiß, wie es ist, gegen einen Gegner anzutreten, für den es um mehr als nur einen Grand-Slam-Titel geht. Erst am 13. September 2021 gelang es dem Weltranglisten-Zweiten, ein außergewöhnliches Kapitel Tennis-Geschichte zu verhindern. Im Endspiel von New York verbaute Medwedew dem serbischen Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic den Weg zum 21. Grand-Slam-Titel und zum Triumph bei allen vier Grand-Slam-Turnieren in einem Jahr.

Nun strebt Nadal diesen außergewöhnlichen Titel Nummer 21 an, mit dem er einen mehr hätte als seine langjährigen Mitstreiter Djokovic und Federer. «Ich weiß, was passiert. Ich weiß, worum es für Rafa geht. Ich wusste, worum es für Novak geht», sagte Medwedew: «Aber das ist irgendwie ihre Sache, nicht meine. Ich bin bloß hier, um zu versuchen, das Finale zu gewinnen.»

Anführer der jungen Generation

Mit seinem zweiten Grand-Slam-Finale nacheinander festigt Medwedew seine Rolle als Anführer der jungen Generation. Dem ein Jahr jüngeren Olympiasieger Alexander Zverev, der in Melbourne im Achtelfinale scheiterte, eilt er momentan ein paar Schritte voraus. Als erster Spieler in der Geschichte des Profi-Tennis, der sogenannten Open Era ab 1968, könnte Medwedew seinem ersten Grand-Slam-Titel gleich den zweiten folgen lassen. «Ich weiß, wozu ich fähig bin, wenn ich gut spiele. Ich weiß, ich kann jeden schlagen», sagte Medwedew nach seinem Finaleinzug gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas.

So oder so wird Djokovic am Sonntag zu den Verlierern gehören. Dem 34 Jahre alten Serben war am Tag vor dem Turnierauftakt die Einreise nach Australien endgültig verweigert worden. Ende Februar will Djokovic in Dubai auf die Tennis-Tour zurückkehren. Am Final-Tag von Melbourne verliert er entweder wie Federer seinen Grand-Slam-Rekord an Nadal. Oder er verliert mit großer Wahrscheinlichkeit die Spitzenposition in der Weltrangliste. Spätestens am 21. Februar dürfte Medwedew ihn voraussichtlich im Falle eines Triumphs an der Spitze ablösen.

Nadal peilt Historisches an

Ein Sieg von Medwedew würde die Reihe der verlorenen Endspiele von Nadal fortsetzen. Bei keinem anderen Grand-Slam-Turnier steckte der Spanier so viele Enttäuschungen ein wie bei den Australian Open. Nach vier seiner fünf Melbourne-Endspiele verließ der Linkshänder den Platz als Verlierer: 2012 und 2019 gegen Djokovic, 2014 gegen Stan Wawrinka, 2017 gegen Federer. In Down Under hinderten ihn seine körperlichen Probleme besonders oft.

Diesmal könnte Melbourne ein Happy End für ihn ausgerechnet nach einer langen Leidenszeit wegen seiner komplizierten Fußprobleme bereithalten. Er könne es kaum in Worte fassen, was es ihm bedeute, in Australien noch mal im Endspiel zu stehen, sagte Nadal nach seinem Halbfinalerfolg über den Italiener Matteo Berrettini: «Für mich ist es komplett unerwartet, darum bin ich super-glücklich», sagte der 35-Jährige: «Aber natürlich kennt mich jeder, und ich gebe immer mein Bestes. Natürlich ist es mein Ziel, nun zu gewinnen.»

Von Kristina Puck, dpa