Die Fußballlegende Günter Netzer hat in seiner Zeugenaussage vor dem Landgericht Frankfurt im sogenannten Sommermärchen-Prozess keine neuen Erkenntnisse beigetragen. Der 80-Jährige äußerte sich in einer Videoschalte und bestätigte hauptsächlich bereits bekannte Details zur Affäre rund um die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.
Netzer erklärte, dass ihm keine Kenntnisse über die Einzelheiten des Darlehens in Höhe von zehn Millionen Schweizer Franken vorliegen, welches Franz Beckenbauer im Jahr 2002 von dem französischen Unternehmer Robert Louis-Dreyfus erhalten hatte. Dieses Darlehen wurde später auf ein Firmenkonto des damaligen FIFA-Exekutivmitglieds Mohamed bin Hammam nach Katar weitergeleitet.
Der ehemalige Spieler äußerte, dass er erst im Jahr 2003 von diesem Vorgang erfahren habe. Louis-Dreyfus, mit dem er einen engen geschäftlichen Kontakt pflegte, habe ihn damals gebeten, seine guten Verbindungen zum Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu nutzen, um auf eine Rückzahlung des Darlehens zu drängen. Diese Bitte habe er erfüllt.
Allerdings habe es mit den beteiligten Personen wie Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach oder Horst R. Schmidt nie Gespräche über die Hintergründe des Falls gegeben. Diese drei Personen mussten sich wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung vor dem Landgericht verantworten. Die Verfahren gegen alle drei Beschuldigten, die die Vorwürfe stets zurückwiesen, wurden mittlerweile gegen eine Geldauflage in unterschiedlicher Höhe eingestellt.
Der DFB bleibt weiterhin im Fokus der Anklage. Der Prozess, der gegen den DFB fortgeführt wird, thematisiert eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro an die FIFA aus dem April 2005. Diese Summe wurde am selben Tag von der FIFA auf ein Konto von Louis-Dreyfus weitergeleitet.
Es wird angenommen, dass der DFB die Rückzahlung des Darlehens als Beitrag zu einer geplanten WM-Eröffnungsgala verschleiert hat, die später aus Kostengründen abgesagt wurde. Ein Jahr später deklarierte der DFB die Überweisung als Betriebsausgabe. Laut Staatsanwaltschaft war dies unzulässig, was zu einer Steuerhinterziehung in Höhe von 2,7 Millionen Euro führte. Der DFB weist diese Vorwürfe zurück.
Weitere Nachrichten
Bayern-Coach Straus gibt vage Informationen zu Torhüterinnen im DFB-Pokalfinale
Stephan Lerch kehrt als Trainer zu den Wolfsburg-Frauen zurück
Sommermärchen-Prozess gegen Theo Zwanziger eingestellt