28. März 2024

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Grifo-Hattrick in 16 Minuten: Freiburg düpiert Union

Der SC Freiburg zerlegt in einer kuriosen Anfangsphase den 1. FC Union Berlin und positioniert sich am Ende eines überragenden Jahres als Bayern-Jäger Nummer eins. Vincenzo Grifo trifft dreifach.

Als Vincenzo Grifo von den Freiburger Fans gerufen wurde, drückte er seine Tochter kurzerhand seinem Kapitän in den Arm. Zusammen mit Torhüter Mark Flekken kletterte der dreifache Torschütze auf den Zaun.

Aus den Lautsprechern im Stadion dröhnte der Bundesliga-Tabellenstand, die Profis des SC Freiburg sangen: «Oh, wie ist das schön.» Trainer Christian Streich wurde mit Sprechchören gefeiert, sein Team überwintert als Bayern-Jäger Nummer eins! «Es kommen auch wieder andere Zeiten», warnte Streich vor der DAZN-Kamera aber schon einmal.

Dank eines Hattricks von Grifo in nur 16 Minuten sind die Badener zum Jahresabschluss auf den zweiten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga gestürmt, gewannen das Topspiel gegen den 1. FC Union Berlin nach einer furiosen Anfangsphase mit 4:1 (4:0).

Kapitän Christian Günter sagte: «Das war ein krönender Abschluss.» Und Grifo meinte. «Ich bin noch völlig außer Rand und Band. Das war eines der schönsten Spiele, die ich hatte: Ich bin einfach happy.» «Die erste Halbzeit war ein Alptraum», sagte Unions Paul Seguin und Robin Knoche meinte: «Die Anfangsphase hat uns gekillt.» Grifo traf dabei zweimal per Elfmeter (4. und 20. Minute) und einmal nach einem schönen Konter (6.). Das vierte Tor erzielte Michael Gregoritsch per Lupfer (45.+1).

Urs Fischer: «Die Enttäuschung ist spürbar»

Per Foulelfmeter gelang Sven Michel (84.) der Ehrentreffer für die enttäuschenden und enttäuschten Berliner. «Die Art und Weise in der ersten Hälfte hat nicht gepasst, da hat man Mühe, das zu verstehen», sagte Union-Trainer Urs Fischer. «Die Enttäuschung ist spürbar.»

Die Freiburger gehen nach der WM-Pause als erster Bayern-Verfolger in die Restsaison – mit einem Rückstand von vier Punkten auf den Spitzenreiter. Bei den Berlinern, die die Englische Woche mit nur einem Zähler beendeten und auf Rang fünf überwintern, sah Verteidiger Diogo Leite wegen einer Notbremse vor 33.800 Zuschauern zudem früh die Rote Karte (19.).

Für die Gäste lief in den ersten 20 Minuten alles schief, was nur schieflaufen konnte. Erst entschied Schiedsrichter Deniz Aytekin nach einem Hinweis des Videoassistenten auf Strafstoß, weil Union-Kapitän Christopher Trimmel den Ball an die Hand bekommen hatte – und Grifo verwandelte halbhoch ins rechte Eck. Dann nutzten die Freiburger einen Fehler der Berliner für einen Konter, den Grifo nach gutem Zusammenspiel mit Gregoritsch zum 2:0 vollendete.

Schnellster Hattrick der Freiburger Liga-Historie

Wieder nur zwei Minuten später gab es nach einem Foul von Nicolas Höfler an Sheraldo Becker Elfmeter auf der anderen Seite. Unions Abwehrchef Knoche setzte den Ball an den linken Pfosten (10.). Und das war nicht noch alles bei diesem Horror-Start für die Köpenicker: Keine 20 Minuten waren vorbei, als Referee Aytekin für ein Foul von Diogo Leite an Freiburgs japanischem WM-Fahrer Ritsu Doan einen weiteren Strafstoß verhängte und den Abwehrspieler der Gäste vom Feld schickte. Grifo traf diesmal ins linke obere Eck.

Es war der schnellste Hattrick der Freiburger Bundesliga-Historie und der früheste eines Profis im Oberhaus seit jenem von Michael Tönnies, der beim 6:2 des MSV Duisburg gegen den Karlsruher SC im August 1991 bereits nach 16 Minuten dreimal getroffen hatte. Grifo, der vier Tage nach dem 1:3 bei RB Leipzig in die Startelf zurückgekehrt war, steht damit aktuell bei neun Saisontoren und hat seine persönliche Bestmarke in der Bundesliga bereits eingestellt.

Freiburger runden überragendes Jahr ab

In der Nachspielzeit der ersten Hälfte setzte Gregoritsch dann noch einen drauf. Nach Zuspiel von Doan lupfte er die Kugel über Unions Torhüter Lennart Grill hinweg ins Netz zum 4:0. Nach der Pause plätscherte die Partie über weite Strecken nur noch vor sich hin.

Die Freiburger rundeten mit der Gala ein überragendes Jahr ab. In der Rückrunde der vergangenen Saison spielten sie bis zum Ende um die Champions-League-Plätze mit und zogen erstmals ins Finale des DFB-Pokals ein. In der aktuellen Spielzeit stehen sie sowohl im Pokal als auch in der Europa League im Achtelfinale und in der Liga hinter Rekordmeister Bayern München auf Rang zwei.

Für Union, das auch in beiden Cup-Wettbewerben überwintert und in der Liga ebenfalls wieder auf Europapokal-Kurs liegt, endete ein in Summe starkes Jahr mit einer Enttäuschung, aber immerhin noch mit einem Treffer durch den eingewechselten Michel.

Christoph Lother, dpa