18. April 2024

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Fußballromantik und Fassungslosigkeit: Streichs Jubiläum

In seinem 300. Bundesliga-Spiel als Coach des SC Freiburg erlebt Christian Streich Außergewöhnliches. Trotz Überlegenheit und vieler Torchancen verlieren die Breisgauer wegen eines Traumtores.

Einen besseren Ort als das «wunderbare Stadion» des VfL Bochum hätte es für Christian Streich bei seinem Jubiläum als Trainer des SC Freiburg kaum geben können. «Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, hier zu spielen», sagte der Trainer und geriet ins fußballromantische Schwärmen.

«Das ist toll, hier beim VfL Bochum zu spielen. Ich finde, das ist einfach ein toller Verein. Das ist einfach so. Das ist für mich Fußball hier.» Ein besseres Ergebnis hätte es für Christian Streich dagegen absolut geben können. Die 1:2-Niederlage seines Teams machte den Freiburger Coach bei aller fairer Gratulation an den VfL fassungslos.

«So ein Spiel habe ich noch nicht so oft erlebt»

«Dieses Ergebnis ist für mich…», sagte Streich und schüttelte in den Katakomben des Ruhrstadions mit dem Kopf. «Da muss ich sagen, da brauche ich zwei, drei Tage.» Zahlreiche Torchancen ließen die Freiburger ungenutzt. Immer wieder scheiterten sie am überragenden Bochumer Torwart Manuel Riemann, der in der Schule wohl eine glatte Eins für seine Leistung erhalten hätte. Und beim entscheidenden Gegentor in der Schlussphase fiel Freiburgs Verteidiger Philipp Lienhart hin, gab so Milos Pantovic die Chance zu dessen Kunst-Tor aus dem Mittelkreis.

«So ein Spiel wie heute habe ich noch nicht so oft erlebt in der Bundesliga in den vergangenen Jahren», sagte Streich nach der Partie am Samstag. Das heißt etwas, denn Streich saß zum 300. Mal in der Bundesliga auf der Freiburger Trainerbank. Bald ist er zehn Jahre bei den Badenern im Amt.

Der Coach hat beim SCF schon sehr schwierige Situationen gemeistert. Die aktuelle Phase mit unglücklichen Niederlagen gehört sicherlich nicht zu den größten Aufgaben, soll sich aber natürlich trotzdem nicht noch weiter verlängern.

Der Schwarzwald-Club als Vorbild

Drei Spiele hat Freiburg jetzt in Serie verloren. Eine Krise ist das noch nicht. Zum einen, weil die Freiburger zuvor weit über ihren Ansprüchen gepunktet haben und es klar war, dass sie auch irgendwann wieder verlieren. 22 Zähler nach 13 Spielen sind für den SC mehr als ordentlich. Zum anderen, weil sie weder beim 1:2 beim FC Bayern München, noch beim 0:2 gegen Eintracht Frankfurt und schon gar nicht am Samstag in Bochum schlecht spielten.

«Es tut weh, weil wir immer nah dran sind», sagte Offensivmann Vincenzo Grifo. Spielt der SCF so weiter, ist das Ende der Ergebnismisere jedoch absehbar.

Für Bochums Trainer Thomas Reis ist der Schwarzwald-Club ohnehin ein Vorbild. «Das ist jetzt auch irgendwo kein Geschleime, sondern ich habe dafür absolut Respekt, was da in Freiburg aufgebaut wurde», sagte der 48-Jährige. Voller Anerkennung sprach er über den Baumeister des Erfolges, wusste aber zugleich, dass dies für Streich wohl nur ein schwacher Trost ist. «Ich habe heute natürlich auch Glückwünsche auszusprechen – auch wenn sich der Christian wahrscheinlich nichts dafür kaufen kann heute – zu den sensationellen 300 Spielen», sagte Reis.

Von Thomas Eßer, dpa