20. April 2024

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Frauen-Sprint-Staffel und Weber holen letzte EM-Titel

Julian Weber entschädigt sich bei der EM mit dem Titel für vierte Plätze bei Olympia und WM. Die Männer-Sprintstaffel erlebt eine Enttäuschung - die Frauen machen es zum Abschluss dann viel besser.

Julian Weber mit dem ersehnten goldenen Wurf und die Frauen-Sprintstaffel mit einem unwiderstehlichen Schlussspurt haben für einen grandioses Finale der Leichtathletik-Europameisterschaften gesorgt.

Das Quartett mit 100-Meter-Europameisterin Gina Lückenkemper stürmte in München unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Fans zum siebten und letzten EM-Titel der Gastgeber bei dieser EM. Zu den Klängen des Klassikers «Rockin‘ all over the world» durften sich die WM-Dritten als Europas schnellste Staffel feiern lassen. «Das ist der absolute Wahnsinn», sagte Lückenkemper im ZDF. Es war die insgesamt 16. Medaille für das deutsche Team.

Erster internationaler Titel für Weber

Speerwerfer Weber feierte den größten Erfolg seiner Karriere, kündigte danach eine Riesenparty an und konnte nicht fassen, was gerade passierte: «Auf keinen Fall, überhaupt nicht. München, Ihr seid so geil», sagte der Mainzer, der 87,66 Meter weit warf und sich mit der ersten internationalen Medaille für vierte Plätze bei Olympia im Vorjahr und zuletzt bei der WM entschädigte.

«Ich habe nicht gedacht, dass ich werfen kann. Die Schulter hat weh getan, der Rücken hat weh getan, ich habe keinen Wurf gemacht beim Einwerfen», bekannte er danach im ZDF.

Nur einen Monat nach der enttäuschenden WM in den USA setzte die Frauen-Staffel dann in 42,34 Sekunden den Schlusspunkt. Die Polinnen wurden in 42,61 Sekunden Zweite, Rang drei ging an Italien in 42,84 Sekunden.

«Ich hätte es nicht für möglich gehalten», sagte Lückenkemper, die nach dem Einzeltitel wegen einer Wunde am linken Knie genäht werden musste. «Wir haben alle gegeben und es hat sich am Ende ausgezahlt. Ich weiß auch gar nicht, was ich gerade sagen soll», fügte Startläuferin Alexandra Burghardt am Stadionmikrofon hinzu. Gar nicht dabei war die angeschlagene Tatjana Pinto, die vor einem Monat zum Quartett zählte, das überraschend WM-Bronze holte.

Der Männer-Staffel misslingt der erste Wechsel

Nach dem deutschen Rekord im Vorlauf mit 37,97 Sekunden gab es für die deutsche Männer-Staffel im Finale zuvor eine herbe Enttäuschung. Gleich der erste Wechsel von Kevin Kranz auf Joshua Hartmann klappte nicht, das DLV-Quartett schied aus. Die Zeit aus der Qualifikation hätte im Endlauf für Bronze gereicht.

Weber erwischte vor noch einmal rund 40.000 Zuschauern einen guten Start und führte gleich mit 83,05 Metern. Damit zeigte sich der derzeit beste deutsche Werfer, der dieses Jahr dicht an die 90 Meter herankam, erst einmal zufrieden. Die Fans versuchten bei jedem Versuch frenetisch, Weber anzutreiben. Vor dem Wettkampf hatte er bekannt, bei der WM auch den gestiegenen Druck gespürt zu haben. Damit kam er nun besser zurecht: «Ich glaube, ich war heute so mental stark drauf wie noch nie. Nur deswegen hat es so gut geklappt. Ich habe es wirklich gewollt heute und habe es gemacht», erklärte er.

Sein im Vorfeld vermeintlich größter Konkurrent, der Olympia-Zweite und WM-Dritte Jakub Vadlejch, konterte zwar mit starken 87,28 Metern und ballte die Faust. Weber erwischte ebenfalls einen starken zweiten Versuch, rutschte aber mit dem Fuß über die Begrenzungslinie, als er den Speer in die Luft geschickt hatte – der Versuch war ungültig.

Doch Weber steckte die Enttäuschung weg, schleuderte den Speer im vierten Durchgang auf 87,66 Meter und ging wieder in Führung. Danach sank er auf die Knie und und fasste sich mit den Händen an den Kopf. An seine Weite kam niemand mehr heran, Bronze holte der Finne Lassi Etelätalo mit 86,44 Metern. Auf seinen letzten Versuch verzichtete Weber und feierte seinen Triumph in der Kurve.

Von Robert Semmler und Christian Kunz, dpa