28. März 2024

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FIFA leitet Disziplinarverfahren nach Spiel in Ungarn ein

Mit einem souveränen 4:0-Erfolg bewältigt England in der WM-Qualifikation die Hürde Ungarn. Doch hinterher redet einmal mehr kaum ein Spieler vom Ergebnis. Selbst die Politik mischt sich ein.

Neue mutmaßlich rassistische Beleidigungen gegen schwarze englische Nationalspieler erhöhen den Druck auf den ungarischen Fußballverband. Der Weltverband FIFA teilte mit, wegen der Vorfälle in dem WM-Qualifikationsspiel ein Disziplinarverfahren eingeleitet zu haben.

Dem ungarischen Verband droht damit eine empfindliche Strafe. Zuvor hatten der britische Verband FA und Premierminister Boris Johnson Ermittlungen gefordert.

Nach übereinstimmenden britischen Medienberichten wurden der Dortmunder Jude Bellingham und Raheem Sterling von Manchester City beim 4:0-Sieg in Budapest am Donnerstagabend rassistisch beleidigt. Einige Zuschauer sollen während der Partie Affenlaute in Richtung der beiden schwarzen Profis gemacht haben. Bellingham kam nicht zum Einsatz, Sterling erzielte das 1:0 für die Three Lions.

UEFA-Strafe zählt nicht für FIFA-Spiele

Ungarn war wegen diskriminierenden Verhaltens seiner Fans bei den EM-Spielen im Sommer dazu verurteilt worden, seine nächsten zwei UEFA-Heimpflichtspiele ohne Zuschauer auszutragen. Damals waren unter anderem französische Spieler rassistisch beschimpft worden. Die FIFA verwies darauf, dass die Strafe durch den Urteilsspruch der UEFA nicht in der WM-Qualifikation, für die der Weltverband zuständig ist, angewendet werden konnte. Deshalb waren in Budapest Fans dabei.

«Ich fordere die FIFA auf, energische Maßnahmen gegen die Verantwortlichen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass diese Art von schändlichem Verhalten endgültig aus dem Spiel entfernt wird», twitterte Johnson. «Es ist völlig inakzeptabel, dass England-Spieler gestern Abend in Ungarn rassistisch beleidigt wurden.» Auch Nationaltrainer Gareth Southgate kritisierte die Vorfälle als «inakzeptabel». Der Weltverband folgte der Forderung am Abend.

Der ungarische Verband verurteilte zwar das Verhalten von einigen Fans, ging aber mit keinem Wort auf die mutmaßlichen Beleidigungen ein. In einer Mitteilung am Freitag hieß es, dass man nach den Personen, die «Blendgranaten und Becher» auf das Spielfeld geworfen hätten, suche und sie bei der Polizei anzeigen werde. «Mögliche Geldstrafen werden den Tätern vom Verband in einem zivilrechtlichen Verfahren auferlegt», hieß es weiter, «danach werden sie mit einer zweijährigen Sperre für die Teilnahme an Sportveranstaltungen belegt.» Die «überwiegende Mehrheit» der 60.000 Fans in der Puskas-Arena habe ihre Mannschaft sportlich angefeuert.

Kritik von Southgate

«Obwohl manche Menschen in ihren Denkweisen und Vorurteilen feststecken, werden sie am Ende die Dinosaurier sein, weil die Welt sich modernisiert», sagte Southgate. Ungarns Bevölkerung sei bei weitem nicht so vielfältig wie die britische. Es sei daher «unvermeidlich», dass die «Denkweise» anders sei als etwa in Großbritannien, sagte Southgate. Der Trainer räumte allerdings ein, die Beleidigungen auf der Bank nicht mitbekommen zu haben. Die FA teilte nach dem Spiel mit: «Wir unterstützen Spieler und Staff weiterhin in ihrem gemeinsamen Bestreben, Diskriminierung in jeglicher Form aufzuzeigen und zu bekämpfen.»

Der verletzte Marcus Rashford, selbst mehrfach Opfer von Rassismus, twitterte zu dem FA-Statement: «Meine Brüder. Jeder Einzelne von ihnen. Stolz auf euch Jungs.» Mittelfeldspieler Jack Grealish twitterte: «Großartiger Sieg in inakzeptabler Atmosphäre.» Dazu setzte er ein Emoji, bei dem sich ein Mann an die Stirn schlägt. Während des Spiels hatte der City-Star demonstrativ aus einem Becher getrunken, der den englischen Spielern entgegengeschleudert wurde.

Bereits in der Vergangenheit waren schwarze englische Nationalspieler bei Auswärtsspielen etwa in Montenegro und Bulgarien rassistisch beleidigt worden. Nach dem verlorenen Finale bei der Heim-EM gegen Italien wurden allerdings auch in Großbritannien die drei schwarzen englischen Elfmeterfehlschützen Rashford, Jadon Sancho und Bukayo Saka in sozialen Medien rassistisch angegriffen.