26. April 2024

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Experte: IOC-Chef Bach verspielt im Fall Peng Shuai Ansehen

In der Affäre um die Tennisspielerin Peng Shuai nimmt das Internationale Olympische Komitee durch das Verhalten seines Präsidenten Thomas Bach nach Meinung eines Experten großen Schaden.

«Er verspielt die letzten Reste des Ansehens der olympischen Bewegung, jedenfalls im Westen», sagte Sportphilosoph Gunter Gebauer der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Bachs Gespräch mit der Chinesin, deren aktuelle Situation unklar ist, sei «eine reine Peinlichkeit, ein reiner Hohn» gewesen, kritisierte Gebauer.

Die 35 Jahre alte Tennisspielerin hatte Anfang November im sozialen Netzwerk Weibo Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch einen chinesischen Spitzenpolitiker veröffentlicht. Ihre Mitteilung wurde bald danach gelöscht. Seither äußerten Sportler, Politiker und Menschenrechtler Sorgen um das Wohlergehen von Peng Shuai.

Die Damen-Tour WTA hatte zuletzt angekündigt, alle Turniere in China und Hongkong auszusetzen. Angesichts dieses Beispiels warf Gebauer die Frage auf: «Warum macht Bach das nicht auch so?» Das IOC hatte in seinen Mitteilungen nach einer Video-Schalte von Bach mit Peng Shuai die Vorwürfe der Tennisspielerin nicht erwähnt und auf «stille Diplomatie» verwiesen.

«Bach versucht auf seine übliche Weise, seinen Laden zusammenzuhalten und zu taktieren, um keinen Einfluss bei den Chinesen zu verlieren», mutmaßte Gebauer. Im Februar ist Peking Gastgeber der Winterspiele. Dies mache die Sache besonders brisant. «Der Präsident des IOC ist kein Anwalt von Menschenrechten, sondern des IOC», sagte Gebauer. Bach tue alles, «um seine Spiele zu retten».

Kritik der Athleten

Auch Athleten Deutschland hat das Internationale Olympischen Komitee für das Vorgehen im Fall der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai kritisiert. Dieses habe bei der Vereinigung »große Sorgen und Unverständnis» ausgelöst, hieß es in einer Mitteilung: «Der fragwürdige Umgang mit Peng Shuai hat unsere Zweifel an den handlungsleitenden Motiven des IOC erneuert.»

Das «scheinbar absichtliche Ausklammern» des dreiwöchigen Verschwindens Peng Shuais und der von ihr erhobenen Missbrauchsvorwürfe lasse befürchten, dass das IOC «politischen und wirtschaftlichen Interessen größeren Stellwert» beimesse als dem Schutz von Athleten und Athletinnen, hieß es weiter.

«Der Fall Peng Shuai bestätigt ein wiederkehrendes Verhaltensmuster im Umgang mit Athleten, deren fundamentale Rechte verletzt werden und die von Gewalt, Diskriminierung, Verfolgung oder Repressionen betroffen sind», teilte Athleten Deutschland weiter mit. Das IOC weiche aus, zögere oder weise Verantwortung von sich.

«Die weltweit mächtigste Organisation des Sports muss unmissverständlich klarstellen, dass der Schutz der Athleten, und nicht der Schutz von wirtschaftlichen und politischen Interessen, oberste Priorität hat», sagte Maximilian Klein, verantwortlich für internationale Sportpolitik bei der Athleten-Vereinigung. «Das IOC muss jetzt Farbe bekennen, seiner menschenrechtlichen Verantwortung nachkommen und endlich im Einklang mit seinen Idealen handeln.»