23. April 2024

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Erste Niederlage für Nagelsmann-Bayern – Eintracht jubelt

Die Nagelsmann-Bayern können doch noch verlieren. Gegen Frankfurt scheiterte der Rekordmeister - auch weil sich der Eintracht-Torhüter in Glanzform präsentierte.

Die frustrierten Bayern-Stars verdrückten sich nach der ersten Niederlage unter Trainer Julian Nagelsmann schnell und kopfschüttelnd in die Kabine.

Nach neun Pflichtspielerfolgen unter ihrem neuen Coach mussten die Münchner in der Fußball-Bundesliga zu Hause mit 1:2 (1:1) gegen Eintracht Frankfurt ein lange nicht mehr erlebtes Gefühl verarbeiten. «Niederlagen schmerzen immer», sagte Nagelsmann und bemängelte bei DAZN das Abwehrverhalten seiner Mannschaft.

Ausgelassen feierten die Gäste ihren herausragenden Keeper Kevin Trapp, der den Rekordmeister schier zur Verzweiflung gebracht hatte. «Ein bisschen Glück hat auch dazu gehört», sagte Trapp. «Es haben nicht viele daran geglaubt, dass wir hier was holen», meinte Trapp, der von Bundestrainer Hansi Flick nicht für die anstehenden Länderspiele in der WM-Qualifikation nominiert worden war. «Natürlich bin ich enttäuscht. Natürlich ist mein Ziel, bei der Nationalmannschaft dabei zu sein.»

Abwehrfehler bestraft

Nur Leon Goretzka gelang es, Trapp zu überwinden (29. Minute). Martin Hinteregger (32.) bestrafte einen Münchner Abwehrfehler fast postwendend mit dem Ausgleich. Filip Kostic (83.) ließ die Gäste über ihren ersten Liga-Saisonsieg unter Trainer Oliver Glasner und den ersten Erfolg in München seit 21 Jahren jubeln. «Ich muss der Mannschaft ein Riesenkompliment aussprechen», sagte Glasner. «Das freut mich mega.»

«Wir sind natürlich enttäuscht. Oder sauer, verärgert – ich weiß nicht, was man am besten verwenden kann. Das ist ein Spiel, dass wir auf keinen Fall verlieren müssen. Es hat an der Effektivität gemangelt», sagte Thomas Müller und bemängelte die Chancenauswertung. «Wenn wir das 2:1 machen, dann kann es auch 3:1 ausgehen oder 4:1. Dann stehen wir wieder und singen Super-Bayern. Und so ist es nix mit Super-Bayern. Jetzt haben wir auch noch zu Hause verloren. Das ist eine ungewohnte Situation, ein ungewohntes Gefühl.»

Vier Tage nach dem 5:0-Torfest in der Champions League gegen Dynamo Kiew kamen die Münchner nach einem sehr schwungvollen Beginn diesmal vor 25.000 Zuschauern in der Allianz Arena nicht wie sonst in Fahrt. Das lag nicht nur am nicht zum aktuellen DFB-Aufgebot zählenden Trapp, sondern auch am eigenen Chancenwucher und defensiven Nachlässigkeiten. Nach dem 1:1 zum Saisonstart in Gladbach war es der erste richtige Dämpfer der noch jungen Amtszeit von Nagelsmann.

2:0 verpasst

Bei Goretzkas erstem Saisontreffer war Trapp machtlos. Serge Gnabry hatte Hinteregger energisch unter Druck gesetzt, nach dessen Ballverlust an Goretzka kam der Ball über Müller und Robert Lewandowski wieder zu Goretzka, der mit einem überlegten Direktschuss abschloss. Eine Minute später hätte es wohl 2:0 geheißen, wenn Leroy Sané auf Gnabry quer gelegt hätte. Sané versuchte es aus guter Position alleine – und scheiterte an Trapp.

Die Antwort der Hessen, die in der Europa League beim 1:0 in Antwerpen ihren Premierensieg unter Trainer Glasner gefeiert hatten, folgte beeindruckend. Nach einem Eckball von Kostic ließen die Bayern dem kopfballstarken Hinteregger überraschend viel Gestaltungsfreiraum, was der Österreicher gegen den zögerlichen Dayot Upamecano per Kopf ausnutzte. Wieder einmal Hinteregger, der im Mai 2020 beim 2:5 seiner Eintracht zwei Treffer und ein Eigentor in der Allianz Arena erzielt hatte.

Gnabry trifft nur den Pfosten

Zwar drängten die Bayern auf das 2:1 und rauften sich die Haare nach einem Pfostentreffer von Gnabry (44.). Doch sie hätten ebenso mit einem Rückstand in die Pause gehen können, nachdem Almamy Touré den offensivstarken Alphonso Davies übertölpelt hatte und am glänzend parierenden Manuel Neuer scheiterte (42.). In der Nachspielzeit rollte eine Hereingabe von Kostic durch den Münchner Strafraum – seine Mitspieler kamen nicht mehr an den Ball.

Bayern dominierte nach der Pause weiter das Geschehen, die Eintracht lauerte gegen das Ensemble um den sehr aufmerksamen Neuer auf Konter. Per Fußabwehr parierte Trapp einen Lewandowski-Kopfball aus kürzester Distanz zur Überraschung aller (56.), weniger Mühe hatte er mit Sanés Distanzschuss (57.). Spektakulärer rettete Trapp dann wieder gegen Gnabry (64.) und erneut gegen Sané (66.). Kostic stellte dann nach einem Konter das Spiel auf den Kopf – und sorgte für frustrierte Münchner. In den letzten Minuten war es wieder Trapp, der den Überraschungssieg sicherte.

Von Christian Kunz, dpa