28. März 2024

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Einsatz als Ersatz? Schumacher und Mercedes «passt einfach»

Das Aus bei Haas hat Mick Schumacher getroffen. Es spornt ihn aber zugleich an. Ein Formel-1-Stammcockpit bekommt er zwar nicht mehr. Eine Ersatzrolle könnte ihm jedoch einen Schub verleihen.

Schumacher und die Silberpfeile: Diese Kombination beflügelt die Fantasie. Mercedes war der Reizfaktor, der Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher einst aus dem Ruhestand holte. In seinen letzten drei Jahren in der Motorsport-Königsklasse bis zum endgültigen Abschied in São Paulo 2012 verhalf der Kerpener dem späteren Weltmeisterteam zu einem Entwicklungsschub.

Etwas Ähnliches könnte Michael Schumachers Sohn Mick für seine eigene Karriere bei Mercedes erfahren.

Schumacher: «Will jeden eines Besseren belehren»

Nach zwei Jahren wurde der ehemalige Formel-2-Champion von Haas abserviert. Teamchef Günther Steiner verkündete mit der Einstellung von Aston-Martin-Ersatzfahrer Nico Hülkenberg gleichzeitig die Abkehr vom Jugendstil bei den US-Amerikanern. «Die Erfahrung von mehreren Jahren in der Formel 1 und die Tatsache, dass er nie bei einem anderen Team als bei uns war», lautete Steiners Antwort auf die Frage, was Schumacher schlussendlich für einen neuen Vertrag gefehlt habe.

Das sind zwei Gründe, die Haas von Anfang an bekannt waren, den Rennstall aber nicht von einem monatelangen Hinhaltemanöver gegen Mick Schumacher abhielt. Erst beim Saisonfinale in Abu Dhabi Mitte November bekam der 23-Jährige offiziell sein Aus mitgeteilt. Da waren schon alle Stammcockpits für 2023 verteilt.

Schumachers Management befasste sich aber längst mit allen noch möglichen Optionen. «Ich will jeden eines Besseren belehren, der nicht an mich geglaubt hat, weil ich genau weiß, was ich kann», sagte der 43-malige Grand-Prix-Starter kämpferisch.

Vertrauen würde ihm gerne Mercedes schenken – wenn auch nur als Ersatzfahrer hinter dem zweiten Rekordweltmeister Lewis Hamilton und George Russell. «Mick ist jemand, der uns immer sehr am Herzen lag, wegen Michael und der ganzen Schumacher-Familie», versicherte Mercedes-Teamchef Toto Wolff und erinnerte an Micks Onkel Ralf, der einst für Mercedes in der DTM fuhr sowie dessen Sohn David, der in der abgelaufenen Saison in der DTM mit einem Mercedes-Motor startete. Mick Schumacher sei außerdem ein «intelligenter, wohlerzogener junger Mann, der in den Nachwuchsformeln sehr erfolgreich war». Die Außendarstellung spielt eben auch eine wichtige Rolle.

«Sehr geschmeichelt» zeigte sich Mick Schumacher von dem Flirt, der nach einem eindeutigen Match aussieht. «Mercedes ist eine großartige Marke und was sie in der Formel 1 erreicht haben, ist unglaublich», sagte der junge Pilot. «Natürlich schaue ich mir meine Optionen an und Mercedes ist ein Teil davon.»

«Mick würde zu den Silberpfeilen passen»

Alpine ist eine weitere Möglichkeit, die kommende Saison als Ersatzfahrer zu überbrücken, ehe sich wieder Stammcockpits bieten. Aber Mercedes ist die attraktivere Adresse. Auch wenn die Silberpfeile nach Jahren erdrückender Dominanz in dieser Saison titellos blieben, könnte Schumacher von brillanten Ingenieuren und Strategen lernen. Der Input von Ausnahmefahrer Hamilton, 2013 Michael Schumachers Nachfolger bei den Silberpfeilen, wäre für ihn von kaum schätzbarem Wert. «Mick könnte wahnsinnig dazulernen, mit so einem Team zusammenzuarbeiten», meinte Onkel Ralf Schumacher.

Dann sind da noch die Aussichten auf Aushilfseinsätze an Grand-Prix-Wochenenden. Schumacher wäre nicht nur die erste Wahl, wenn Hamilton oder Russell ausfallen würden. Er würde auch zum Zug bei den Kundenteams wie etwa Williams kommen.

«Wir haben noch nicht wirklich Nägel mit Köpfen gemacht, wir haben uns noch nicht einmal annähernd geeinigt», stellte Wolff in Abu Dhabi klar, versicherte aber im selben Atemzug erneut, dass Mick Schumacher einfach zu den Silberpfeilen passen würde. Mercedes verliert zur kommenden Saison die Ersatzfahrer Nyck de Vries (Stammfahrer Alpha Tauri) und Stoffel Vandoorne (Ersatzpilot Aston Martin).

Die Verbindung Mick Schumachers zu Ferrari ist kein Problem. «Wir sind völlig offen für verschiedene Möglichkeiten, aber wir müssen uns mit ihm zusammensetzen und eine Entscheidung treffen», hatte der scheidende Ferrari-Teamchef Mattia Binotto in Abu Dhabi über den Scuderia-Nachwuchsmann gesagt. Ferrari ist also kein Hindernis. Jetzt müssen nur noch Nägel mit Köpfen gemacht werden.

Martin Moravec, dpa