28. März 2024

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«Ein tolles Team» – Deutsche Turnerinnen bei EM im Finale

Am Gerät ist jede für sich allein, doch neben dem Podium sind sie eine Mannschaft. Die deutschen Turnerinnen zeigen Teamgeist und liegen bei den Europameisterschaften auf Final-Kurs.

Am Ende lagen sich die fünf deutschen Turnerinnen in den Armen. «Wir sind ein superstarkes, tolles Team», sagte Kim Bui.

Bei ihrer letzten Europameisterschaft führte die erfahrene 33-Jährige die Riege des Deutschen Turner-Bundes (DTB) zu 158,730 Punkten und auf Platz vier in der Qualifikation für das Mannschaftsfinale. «Am meisten stolz bin ich auf die Fortschritte im Team und auf das Mannschaftsresultat. Alle haben füreinander gekämpft», sagte Bundestrainer Gerben Wiersma.

«Wir haben noch Potenzial nach oben»

Das Mannschaftsfinale der besten acht Teams findet am 13. August (14.00 Uhr) statt. Besser als die DTB-Riege waren Italien (165,162), Großbritannien (162,129) und Frankreich (159,131). «Wir wollen am Samstag einen super Wettkampf turnen und unsere persönlichen Leistungen noch ein bisschen steigern. Wir haben noch Potenzial nach oben», sagte Pauline Schäfer-Betz, «wir wollen noch gar nicht über irgendwelche Medaillen sprechen».

Kim Bui, die nach der EM ihre Karriere beenden wird, war mit 52,999 Punkten zugleich beste deutsche Turnerin und belegte im Mehrkampf den achten Platz. Nachdem sie lange auf Rang drei gelegen hatte, fehlte am Ende fast ein Punkt zu Bronze. «So ist der Sport. Ich wusste, dass es starke Turnerinnen sind, die im letzten Durchgang turnen. Da war für mich schon mal klar, dass ich diese Position nicht bis zum Ende halten werde. Alles gut, ich bin trotzdem sehr zufrieden und glücklich», sagte Bui.

Neue Titelträgerin wurde Asia D’Amato aus Italien mit 54,732 Punkten vor der Britin Alice Kinsella (54,132). Rang drei sicherte sich die Italienerin Martina Maggio mit 53,965 Zählern. Die erst 18 Jahre alte Chemnitzerin Emma Malewski kam auf 52,032 Zähler und belegte den 14. Platz. Die deutsche Mehrkampf-Meisterin Sarah Voss (Köln) sammelte im Vierkampf 50,899 Punkte.

Seitz trat nur am Stuffenbarren an

Wie schon bei den deutschen Meisterschaften Ende Juni in Berlin trat die deutsche Rekordmeisterin Elisabeth Seitz (Stuttgart) nur an ihrem Spezialgerät Stufenbarren sowie am Sprung an. Am Barren erhielt sie wie Bui 14,200 Punkte, womit sich beide für das Gerätefinale qualifizierten. Die Chemnitzerin Schäfer-Betz startete lediglich am Schwebebalken und am Boden. Am Schwebebalken qualifizierte sich Malewski mit 13,500 Punkten als Zweitbeste ebenso für das Finale wie Schäfer-Betz mit 13,166 Zählern.

Die Qualifikation am Morgen hatte mit einer Schrecksekunde begonnen. Sarah Voss knickte beim Abgang vom Schwebebalken um und humpelte mit einer Wadenverletzung vom Podium. «Die Wade ist den Umständen entsprechend in Ordnung. Es könnte besser sein», sagte sie und gab zu, dass die Wade schon vor dem Championat lädiert war. Daher verzichtete sie auch am Boden sowie beim Sprung auf eigentlich geplante, schwierigere Elemente. «Ich habe das Beste für mich persönlich herausgeholt», bilanzierte die 22-Jährige und fügte an: «Ich bin alles in allem sehr zufrieden, wie das ganze andere Team das aufgefangen hat, dass wir uns im Endeffekt trotzdem gut präsentieren und mit einem guten Mannschaftsergebnis rausgehen konnten.»

Besonders beflügelt von der Atmosphäre in der Mannschaft war Emma Malewski. «Emma hat sich hervorragend präsentiert als unser Youngster, ist megasolide durchgekommen», lobte Voss die 18-Jährige, die bei ihrem EM-Debüt 2021 in Basel Platz 40 im Mehrkampf belegt hatte. Nach dem ersten Durchgang rangierte sie nun auf Rang drei. Das habe sie ebenso wenig erwartet wie die hohe Punktzahl, bekannte sie mit einem erfrischenden Lachen. «Es war einfach nur fantastisch, hier zu turnen», sagte sie und lobte wie alle anderen die Stimmung in der Mannschaft: «Total toll. Das ist einfach so amazing. Wir sind so zusammengeschweißt in den letzten Tagen. Ein tolles Team.»

Von Martin Kloth, dpa