19. April 2024

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Duell der Torfabriken – BVB will im Verfolger-Modus bleiben

Spiele zwischen Dortmund und Leverkusen verliefen zuletzt äußerst torreich. Doch einen ähnlich offenen Schlagabtausch will Marco Rose diesmal vermeiden.

Drei Spiele, drei Siege – der makellose Start in die Bundesliga-Rückrunde schürt bei Borussia Dortmund die Hoffnung, dem FC Bayern im Titelkampf vielleicht doch noch Paroli bieten zu können.

«Es muss unser klares Ziel sein, vorne dran zu bleiben und jegliche Chance zu nutzen, die sich vielleicht noch ergibt. Wir müssen für alle Szenarien gewappnet sein», sagte Lizenzspielerchef Sebastian Kehl vor dem Verfolger-Duell des Tabellenzweiten am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) mit Bayer Leverkusen.

Doch der noch immer üppige Rückstand auf die Münchner verstellt dem künftigen Sportdirektor nicht den Blick auf die Realitäten. «Jetzt von einer richtig guten Meisterchance zu reden, wäre nicht richtig. Wir wissen, wie schnell es geht – und die Bayern sind weiterhin unglaublich stabil», relativierte Kehl.

Die hohe Zahl an Gegentoren stimmt nachdenklich

Wie fragil der jüngste Aufwärtstrend sein kann, bekam die Borussia noch am 18. Januar beim peinlichen Pokal-Knockout gegen den Zweitligisten St. Pauli zu spüren. Vor allem die hohe Zahl an Gegentoren (31) stimmte Marco Rose nachdenklich und veranlasste ihn, in der zweiwöchige Spielpause vor allem das Defensivverhalten zu trainieren: «Es muss bei jedem in den Kopf, dass wir – verdammt nochmal – unser eigenes Tor härter und konsequenter verteidigen», forderte der BVB-Coach.

Ein Sieg über den Verfolger aus Leverkusen könnte dazu beitragen, dass dem Revierclub eine ähnliche Zitterpartie wie in der vorigen Saison erspart bleibt, als die Qualifikation für die Champions League erst nach einem fulminanten Endspurt glückte. Schließlich würde der Abstand zur Werkself in diesem Fall auf elf Punkte anwachsen. Noch traut Kehl der guten Ausgangslage nicht: «Wir sehen, dass die anderen Teams hinter uns mächtig aufholen und dran bleiben. Die Leverkusener sind ein ernstzunehmender Gegner. Sie haben einen tollen Lauf.»

Rose: «Ich erwarte ein Spitzenspiel»

Beim Kräftemessen der beiden Teams war zuletzt Spektakel garantiert. Durchschnittlich fünf Treffer pro Partie in den vergangenen zehn Bundesliga-Duellen erhöhen auch bei Rose die Vorfreude: «Ich erwarte ein Spitzenspiel. Aber wir müssen aufpassen, dass es ein nicht zu großer Schlagabtausch wird.»

Zum Leidwesen des Fußball-Lehrers wird Torgarant Erling Haaland im Duell des besten Heimteams gegen die zweitbeste Auswärtsmannschaft fehlen. Weil die Adduktorenprobleme noch immer nicht gänzlich abgeklungen sind, erwiesen sich die Hoffnungen auf ein schnelles Comeback des Norwegers als Wunschdenken. Auch wenn der 21-Jährige am Freitagabend auf Instagram ein Jubelfoto von sich mit der Botschaft: «Kannst du es hören? Das ist der Klang meiner baldigen Rückkehr» postete, dürfte das Spiel für ihn noch zu früh kommen.

Wie Haaland wird auch Nationalspieler Emre Can erst für die kommende Partie bei Union Berlin wieder zur Verfügung stehen. Ob der von einer Erkältung geplagte Abwehrchef Mats Hummels zumindest zum Kader zählt, entscheidet sich kurzfristig.

Haaland-Ausfall «sicher kein Nachteil» für Bayer

Vor allem der Ausfall von Haaland könnte der Werkself von nutzen sein. «Das ist sicher kein Nachteil», kommentierte Bayer-Coach Gerardo Seoane, fügte jedoch hinzu: «Aber der BVB hat einen breiten Kader und Spieler, die ihn ersetzen können.» Nach seiner Einschätzung ist der Acht-Punkte-Vorsprung der Dortmunder verdient. «Unser Ziel muss es längerfristig sein, diese Lücke zu Dortmund zu schließen. Dieser Club ist uns in vielen Bereichen einen Schritt voraus», sagte Seoane, der auf Neuzugang Sardar Azmoun und Afrika-Cup-Teilnehmer Edmond Tapsoba verzichten muss.

Bei allem Respekt vor Leverkusen hofft Rose auf die Fortsetzung des Aufwärtstrends. Die Frage, ob sein Team eine Duftmarke setzen wolle, beantwortete er mit einem Schmunzeln: «Wenn wir Spiele verlieren, ist das ein Problem. Und wir wollen keine Probleme haben. Ein Sieg sorgt bei Borussia Dortmund nicht für solch eine Duftmarke wie eine Niederlage. Das duftet dann mehr – es stinkt.»

Von Heinz Büse, dpa