19. April 2024

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Dortmunds Rose: «Nicht geschafft, Euphorie zu entfachen»

Beim BVB wachsen die Zweifel an der Qualität des Teams. Deshalb ist im kommenden Sommer ein umfangreicher Umbau geplant. Dabei soll auch Trainer Marco Rose eine exponierte Rolle spielen.

Marco Rose verspürte wenig Lust auf Schönfärberei. Beim Blick zurück auf seine bisherige rund achtmonatige Amtszeit bei Borussia Dortmund gab sich der Fußball-Lehrer bemerkenswert selbstkritisch.

«Wir haben es nicht geschafft, die Leute zu begeistern, sie richtig mitzunehmen, eine Euphorie zu entfachen», bekannte er freimütig vor dem Bundesliga-Duell am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) gegen Arminia Bielefeld. Entschlossen fügte er an: «Darunter leidet die Identifikation mit der Mannschaft. Es ist unsere Aufgabe und unsere Pflicht, das umzukehren.»

Frühes BVB-Aus in Europa und im Pokal

Der bisher bescheidene Saisonverlauf mit den peinlichen frühen Knockouts in Europa und im DFB-Pokal hat auch beim ambitionierten Trainer für Ernüchterung gesorgt. Offen sprach er die bei vielen seiner Profis zum Tabuthema erklärte Mentalitätsfrage an: «Ich rede nicht nur über Fußball. Ich rede über Auftreten, Ausstrahlung, Körpersprache, Zweikampfführung, Dynamik – über all die Dinge, die wir auf den Platz bringen wollen. Das haben wir in dieser Saison zu selten geschafft.»

In den letzten zehn Saisonspielen wird es für den 45 Jahre alten Rose und seine Profis deshalb darum gehen, die wachsenden Zweifel ein Stück weit zu vertreiben und sich für den Umbruch im Sommer zu positionieren. In den längst angelaufenen Planungen der Vereinsführung zum Umbau des Kaders spielt der gebürtige Leipziger ungeachtet vereinzelter «Rose-Raus»-Rufe von Fans beim dürftigen 1:1 vor zwei Wochen in Augsburg weiterhin eine zentrale Rolle. Clubchef Hans-Joachim Watzke beseitigte via «Sport Bild» kürzlich alle Zweifel: «Marco Rose steht bei Borussia Dortmund in keinster Weise zur Disposition.»

Rose äußert sich zum Umbruch

Der mit großen Erwartungen im vergangenen Sommer aus Mönchengladbach zum BVB gewechselte Rose deutete an, wie er sich den nötigen Umbruch vorstellt: «Ich glaube, dass man möglicherweise zwei, drei Transferperioden braucht, um auf Dinge reagieren zu können, die man im Laufe der Monate feststellt. Im Kader Dinge anpassen, Kaderstruktur verändern, Persönlichkeitsstruktur verändern.»

Mit Bezug auf die fehlende Klasse einzelner Profis und die große Verletzungsanfälligkeit seiner aktuellen Mannschaft fügte er an: «Wir müssen auf bestimmten Positionen versuchen, am Thema Qualität zu schrauben. Und dann natürlich das große Thema Verfügbarkeit. Spieler, die alle drei Tage physisch und mental in der Lage sind, Spiele abzuliefern.»

Einschneidende personelle Veränderungen gelten als ausgemachte Sache. Profis wie Axel Witsel, Roman Bürki, Thorgan Hazard und Nico Schulz könnten den Bundesliga-Zweiten nach Saisonende verlassen. Zudem dürften Leistungsträger wie Erling Haaland oder Manuel Akanji kaum zu halten sein. Torjäger Haaland steht nach jüngsten Informationen der «Daily Mail» vor einem Wechsel zu Manchester City. Akanji hat dem Vernehmen nach ein BVB-Angebot zur Verlängerung seines 2023 auslaufenden Vertrages abgelehnt und liebäugelt angeblich ebenfalls mit einem Wechsel in die englische Premier League.

Süle kommt im Sommer vom FC Bayern

Mit der ablösefreien Verpflichtung von Nationalverteidiger Niklas Süle vom Titel-Rivalen Bayern München setzte der Revierclub bereits ein erstes Statement. Zudem werden Namen wie Nico Schlotterbeck (Freiburg), Noussair Mazraoui (Amsterdam) sowie Boubacar Kamara (Marseille) gehandelt.

Zunehmend geraten auch Spieler aus der U19 in den Fokus, die sich in der UEFA Youth League derzeit prächtig schlägt und am Mittwoch gegen Atlético Madrid erstmals im Viertelfinale steht. «Wir haben viele interessante Jungs in unserer U19. Ich finde es herausragend, dass sie sich für das Viertelfinale in der Youth League qualifiziert haben», kommentierte Rose, warnte aber vor einer zu großen Erwartungshaltung: «Der Sprung vom Jugend- in den Männerfußball ist unglaublich groß.»

Von Heinz Büse, dpa