26. April 2024

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Die jungen Wilden im Kampf um ihren ersten Grand-Slam-Titel

Kein Rafael Nadal, kein Novak Djokovic, kein Roger Federer - bei den US Open trumpfen die jungen Wilden auf.

Unter den vier Halbfinalisten bei den US Open findet sich keiner der großen Stars. Wer sind die jungen Wilden?

CARLOS ALCARAZ

Spielerisch hat der 19-Jährige schon jetzt unglaubliche Qualitäten – doch seine vielleicht größte Stärke bewies er im 5:15-Stunden-Krimi des Viertelfinals gegen Jannik Sinner: Er gibt niemals auf. «Die Hoffnung darf man immer erst zuletzt verlieren», sagte Alcaraz hinterher.

Auch wegen dieser Einstellung sagen ihm so gut wie alle im Tennis-Zirkus eine ruhmreiche Karriere voraus – auch Landsmann Rafael Nadal. «Er ist kein normaler Junge», sagte Spaniens Tennis-Star, «genauso wenig wie ich ein normaler Junge war.» Viele fragen sich? Wie gut kann dieser Kerl denn noch werden?

«Carlitos» brach bereits etliche Altersrekorde. Unter anderem gewann er von seinen ersten 100 Matches auf der Profitour 75 – und startete damit deutlich besser als Nadal (67), Novak Djokovic (65) und Roger Federer (51). An den so genannten Big Three will er noch nicht gemessen werden, «wir sprechen hier von einem unmöglichen Kunststück».

FRANCES TIAFOE

Der US-Amerikaner ist neuer Fanliebling, auch von Basketball-Star LeBron James, seinem neuen «Big Bro». Tiafoe profitiert von dem Hype, im vollen Arthur Ashe Stadium fühle er sich «wie Zuhause». Der 24-Jährige, der blitzschnell von Abwehr auf Angriff umschalten kann, feiert spektakuläre Punkte mit der Salzstreu-Geste, die aus Edel-Restaurants bekannt ist.

Doch Tiafoe kennt auch die andere Seite. Er stammt aus einer Einwanderer-Familie, wuchs in einfachsten Verhältnissen auf. Weil seine Mutter als Krankenschwester oft Nachtschichten schob und sein Vater für ein Tennis-Center in Washington D.C. arbeitete, nächtigte der junge Frances nicht selten auf einer Massagebank auf der Anlage.

Geschadet habe es ihm nicht, meinte Tiafoe: «Ich konnte umsonst Tennis spielen, den Sport, den ich liebe.» Er will versuchen, als erster US-Amerikaner seit Andy Roddick 2003 einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen.

CASPER RUUD

Auch der Norweger könnte nach den US Open zur Nummer eins der Weltrangliste aufsteigen. «Natürlich träumt davon jeder Junge», sagte der 23-Jährige. Ruud tritt bescheiden und unauffällig auf – und so ist auch sein Spiel: wenig Spektakel, kaum Fehler.

Ruud ist der erste Norweger in der Vorschlussrunde der US Open. Damit hat er seinem Vater und Trainer Christian, der 1997 das Achtelfinale der Australian Open erreichte, etwas voraus. Der Vater forderte und förderte seinen Sohn schon in ganz jungen Jahren, «Wir haben viel Zeit, viel Arbeit und große Mühen investiert», sagte Casper.

Dass sich der French-Open-Finalist vor allem auf Sand und Hartplatz wohl fühlt, kommt nicht von ungefähr: «In Norwegen spielen wir im Sommer sechs Monate auf Sand, aber die Winter sind lang, da spielen wir sechs Monate in der Halle.»

KAREN CHATSCHANOW

Der Russe ist der große Außenseiter im Halbfinal-Feld – doch in dieser Rolle fühlt er sich am wohlsten. Den Australier Nick Kyrgios entnervte Chatschanow mit seinem grundsoliden Spiel so sehr, dass dieser danach in einem Wutanfall zwei Schläger zertrümmerte. «Das war von Beginn bis Ende eine großartige Leistung von mir», sagte Chatschanow.

Der 26-Jährige scheint eine Extra-Motivation daraus zu ziehen, dass er aufgrund seines unspektakulären Spiels bei den Fans nicht besonders hoch in der Gunst steht. Unterschätzen sollte man den aufschlagstarken Russen aber nicht – weiß Kyrgios: «Er ist ein Kämpfer, ein Krieger.»