24. April 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Die Corona-Debatte bei den Australian Open

Um die Corona-Test-Strategie bei den Australian Open der Tennisprofis ist eine heikle Diskussion entstanden. Während des Turniers sind Schnelltests freiwillig - ein gutes Licht auf die Veranstalter wirft das nicht. Alexander Zverev appelliert an die Vernunft.

Es ist Sommer in Australien – das macht es den Tennisprofis bei den Australian Open für die Corona-Sicherheit einfacher. Wer ins Restaurant geht, kann draußen sitzen und zumindest so die Ansteckungsgefahr reduzieren.

Alexander Zverev verzichtet in der angespannten Pandemie-Lage nach eigenen Worten sogar darauf. Essen bestelle er sich aufs Zimmer, um sich selbst zu schützen. Die Debatte um die Corona-Maßnahmen und damit das nächste Thema abseits des Sports nach dem Gerichts- und Visumsfall um den ausgewiesenen Rekordchampion Novak Djokovic stieß der Hamburger vor ein paar Tagen mit an.

«Wir werden nicht getestet», antwortete der Olympiasieger in Melbourne auf die Frage, ob er wegen eines Corona-Falls besorgt sei und vermutete: «Ich denke, wenn wir getestet würden, gäbe es wahrscheinlich mehr Positive, als es sie jetzt gibt.»

Turnierdirektor Tiley in der Kritik

Australien vermeldete am Freitag mit 80 Todesopfern die bislang höchste Zahl in dem Land während der Pandemie. Trotzdem ermutigen die Veranstalter um den ohnehin in die Kritik geratenen Turnierdirektor Craig Tiley die Spielerinnen und Spieler bloß, sich zu testen. Sie kontrollieren es aber nicht. Ein PCR-Test bei der Anreise ist vorgeschrieben, ebenso wie ein Schnelltest an den Tagen fünf bis sieben. An allen anderen Tagen sind eigene Schnelltests freiwillig.

«Ich glaube auch, dass wenn du jetzt 128 Spieler testen würdest, den ein oder anderen positiven dabei hättest», mutmaßte Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann, als er im Melbourne Park auf der Terrasse saß. Die Regeln hätten sich nach der Ankunft in Sydney, wo der ATP Cup gespielt wurde, verändert. «Wir müssen uns an die Regeln halten. Wenn die Regeln so wären, dass hier jeden Tag getestet wird, würden das auch alle mitmachen», sagte der 48-Jährige.

Titelanwärter Zverev appellierte an die Vernunft. «Am Ende des Tages müssen wir als Spieler selber Verantwortung übernehmen. Ich weiß, dass ich sie trage. Ich weiß, dass ich es mache», sagte der Weltranglisten-Dritte. Zuschauer sind beim ersten Grand-Slam-Turnier zugelassen. Wegen der Corona-Zahlen wurde die Kapazität wenige Tage vor dem Turnierbeginn auf 50 Prozent begrenzt. Corona-Marshalls sollen kontrollieren, ob die Besucher ihre Masken korrekt tragen, konsequent umgesetzt wird das nicht.

Schnelltests für die Spieler

Australien gestattete grundsätzlich nur geimpften Profis die Teilnahme. In einem Hotel ist ein Testzentrum eingerichtet. Die Teilnehmenden werden mit Schnelltests ausgestattet. «Ich teste mich jeden zweiten Tag in meinem Zimmer. Es ist nicht verpflichtend. Ich mache es trotzdem», erzählte die mittlerweile ausgeschiedene Weltranglisten-Dritte Garbiñe Muguruza aus Spanien.

Der Franzose Ugo Humbert hatte nach seinem Erstrunden-Aus einen positiven Test öffentlich gemacht. Dass sich Spieler infizieren, sei logisch, meinte Zverev. Schließlich dürfen sie in die Stadt, in Restaurants, tun und lassen, was sie wollen.

Doppelspieler Andreas Mies, der gemeinsam mit Kevin Krawietz antritt, kommentierte die Test-Regeln so: «Wir fühlen uns beide blendend. Deswegen gab es keinen Grund, noch mal einen Test zu machen. Das ist dann nicht so schön fürs Turnier, wenn dann auf einmal dritte Runde, Viertelfinale einer nicht antreten kann, weil er einen positiven Test hat, aber eigentlich keine Symptome hat.»

Schließlich geht es um sportliche Erfolge – und um viel Geld. Rund 40.000 Euro verdient ein Doppel gemeinsam für den Achtelfinaleinzug, ein Achtelfinalist im Einzel hat gut 200.000 Euro sicher. «Ich hoffe, dass die Spieler und die Coaches auch ehrlich genug sind, um zu sagen: „Hey, wenn ich mich nicht so gut fühle, dann mache ich vielleicht ein, zwei Tests lieber mehr“», sagte Zverev.

Von Kristina Puck, dpa