29. März 2024

Sport Express

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Der magnetische Musiala: Bayerns «Bambi» auf dem Sprung

Dieser Junge macht einfach Spaß. Und Jamal Musiala will sein Können am Ball im Münchner Starensemble nicht mehr in der Jokerrolle zeigen. Der Jung-Nationalspieler wird zum Herausforderer namhafter Asse.

Beim Ballzauber von Jamal Musiala glaubt auch Julian Nagelsmann bisweilen an eine besondere Magie.

«Was er am Ball macht: Da ist irgendwie ein Magnet eingebaut. Der Ball flippert immer wieder zu ihm zurück», äußerte der Trainer des FC Bayern staunend nach dem lockeren Pokalsieg der Münchner beim Fünftligisten Bremer SV.

Beim 12:0 verzückte das Bayern-Juwel die Zuschauer mit seinen schlangenhaften Bewegungen im Dribbling und dem traumwandlerischen Umgang mit dem Ball. Der Höhepunkt war ein perfekter Schuss in den Torwinkel zum 7:0. «In solchen Spielen muss man Sachen probieren, auch solche Schüsse», erzählte der Nationalspieler, der am Freitag vom neuen Bundestrainer und Ex-Bayern-Coach Hansi Flick auch zum beim Neubeginn der Nationalmannschaft kommende Woche eingeladen wurde.

Fußball mit «ganz viel Spaß»

Einen so guten 18-Jährigen hat Nagelsmann selten gesehen – und noch nie in einer von ihm trainierten Mannschaft. «Jamal ist unglaublich gut mit dem Ball», sagte der 34-Jährige: «Da steckt noch viel drin.»

Musiala drängt sich auf, auch für das Bundesliga-Heimspiel an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen den punktlosen Tabellenletzten Hertha BSC. Klar ist, dass dann nach ihrer Pokal-Pause Torwart Manuel Neuer, Torjäger Robert Lewandowski und Mittelfeldantreiber Leon Goretzka wieder in der Münchner Startelf stehen werden. Das kündigte Nagelsmann an. «Sie sind wieder bei hundert Prozent der Kräfte.»

Fußball macht auch Musiala «ganz viel Spaß». Er will auf dem Platz «einfach kombinieren, einfach confidence», also Selbstvertrauen, «aufbauen für die Season», wie der halbe Engländer in Bremen erzählte. Dezent meldete der in Interviews noch scheue Musiala Ansprüche auf mehr Startelfeinsätze in der Zukunft an: «Ich will jedes Spiel hundert Prozent geben und meine Position behalten.»

Die Situation ist gerade spannend in München. Musiala konkurriert beim Rekordmeister – und vielleicht auch bald in der Nationalelf – unter anderen mit Leroy Sané. Der im Pokalspiel teilweise geschonte Serge Gnabry ist gegen die Berliner gesetzt. Nagelsmann steht für die zweite Flügelposition also vor der Entscheidung: Sané oder Musiala?

Spitzname «Bambi»

Beim 3:2 vor einer Woche gegen den 1. FC Köln, als Sané in der heimischen Allianz Arena von einigen Bayern-Fans ausgepfiffen wurde, kam Musiala für den Ex-Schalker ins Spiel und bereitete prompt mit einem famosen Solo das 1:0 von Robert Lewandowski vor. Nagelsmann bescheinigte Musiala eine «herausragend» gute Offensivleistung.

Sané hat Musiala bei Bayern übrigens mal den Spitznamen «Bambi» verpasst. Jetzt setzt das Kitz zum Sprung an. Musiala hat aktuell genau jene Unbeschwertheit, die Sané fehlt. Gegen die Bremer Amateure zeigte sich der 25-Jährige mit zwei Vorlagen und dem Tor zum 8:0 auf dem für ihn besser geeigneten linken Flügel sehr bemüht und aktiv.

Nagelsmann lobte Sané anschließend. Und auch am Freitag warb er wieder um Nachsicht mit Sané. «Wir tun gut daran, wenn wir nicht alle fünf Minuten eine Schlagzeile über Leroy Sané raushauen.» Er riet den Reportern vielmehr: «Lasst Leroy Leroy sein, dann werdet ihr sehen, wie er durch die Decke geht.» Gemeint war eine Leistungsexplosion.

Lewandowski gegen Hertha wieder dabei

Musialas Zeit wird kommen. Da sind sich Fans und Experten sicher. Die Bayern-Bosse sind heilfroh, dass sie den Vertrag mit dem Jungprofi im Frühjahr bis 2026 verlängert haben. «Wir haben sein Potenzial erkannt. Die Qualität bringt er jetzt auf den Platz», sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic: «Wie Jamal in die Eins-gegen-eins-Situationen geht, das sieht man selten in Europa.»

Ob mit Musiala oder Sané, gegen Herthas Fehlstarter scheint ein Bayern-Sieg programmiert. Nagelsmann warnte extra vor den starken Konterspielern der Berliner. Er selbst aber kann einen ausgeruhten Lewandowski auf die Hertha-Abwehr loslassen. Beim irren 4:3 in der vergangenen Saison erzielte der Weltfußballer alle vier Münchner Tore – und es war ebenfalls der dritte Spieltag.

Von Klaus Bergmann, dpa