19. April 2024

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Bachem nimmt es mit dem «Grünen Monster» auf

Der 23-jährige Bachem gehört seit seinem Sieg in Südafrika zu den Shootingstars im Golf. Bei den am Donnerstag beginnenden Porsche European Open in Winsen/Luhe sind vier deutsche Sieger am Start.

Es waren nur noch wenige Zentimeter bis zum Loch auf der 18. Spielbahn des Golfclubs in Steyn City im südafrikanischen Johannesburg. Aber es waren diese Zentimeter, die am 26. März dieses Jahres das Leben des Golfprofis Nick Bachmen wohl für immer verändert haben.

Der 23-Jährige lochte ein, spielte das Par und holte sich seinen ersten Sieg auf der DP World Tour – bei seiner erst zwölften Turnierteilnahme. Von Donnerstag an schlägt der Pro aus Neunkirchen-Seelscheid bei der Porsche European Open ab. Vor den Toren Hamburgs will er das «Grüne Monster», wie der Kurs auf der Anlage Green Eagle in Winsen an der Luhe respektvoll genannt wird, bezwingen.

«Fühlt sich nach wie vor noch sehr gut an»

«Es fühlt sich nach wie vor noch sehr gut an – und das ändert sich auch nicht mehr», sagte Bachem jüngst in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur über den Erfolg in Südafrika: «Es ist schön, dass der Sieg immer bleibt. Ich kann mich nicht oft genug daran zurückerinnern und mir die Finalrunde noch einmal anschauen.» Etwa 235 600 Euro Preisgeld brachte ihm der Coup von Johannesburg ein.

Bachem steht für den aktuellen Boom bei den deutschen Profi-Golfern. Innerhalb der vergangenen acht Monate gewannen vier deutsche Spieler Turniere auf der ehemaligen European Tour. Den Anfang machte der Düsseldorfer Maximilian Kieffer im August vergangenen Jahres in Tschechien. Es folgten der Mannheimer Yannik Paul im Oktober 2022 auf Mallorca, der Ratinger Marcel Siem im Februar in Indien und nun Bachem.

«In den vergangenen Jahren gab es viele Erfolge bei den Amateuren, und man musste sich schon die Frage stellen, warum nur so wenige Spieler sich nachhaltig auf der Tour etablieren konnten», blickte Bachem zurück. Nun hat der 23-Jährige festgestellt: «Es gibt jetzt ein ganz anderes Selbstverständnis unter den deutschen Spielern. Fast jede Woche ist einer von den Jungs in den Top Ten, und wir wissen, dass wir die anderen schlagen können.» Das will das Quartett auch in Winsen unter Beweis stellen und im Kampf um den Sieg bei dem mit zwei Millionen Dollar dotierten Turnier vorn mitspielen.

Kieffer: «Schlafender Bär geweckt»

Maximilian Kieffer sagte zu den jüngsten deutschen Erfolgen: «Golf ist eine Einzelsportart, aber es ist ein schlafender Bär geweckt worden.» Zu den Siegern kämen «fünf, sechs andere Spieler», die das Zeug hätten, ein Turnier zu gewinnen.

Auch wenn es zuletzt bei den KLM Open in den Niederlanden nicht zum Sprung in das Finalwochenende reichte, verfolgt Nick Bachem eine Strategie, zu der sowohl die Konzentration, aber auch das Loslassen gehören: «Ich bin zwar sehr emotional, aber auch sehr entspannt. Ich habe viel Spaß am Spiel. Wenn man so viel Golf spielt wie wir, ist es sehr wichtig, Spaß und Freude am Spiel zu haben. Das kriege ich richtig gut hin.»

Der gebürtige Troisdorfer macht schon vom Tee Druck. Die Statistik der DP World Tour führt ihn auf Platz drei bei der Abschlag-Länge. Bachem formuliert das so: «Ich haue den Ball lang und mein kurzes Spiel ist sehr gut.» Raum für Selbstkritik gibt es aber auch. «Ich könnte ab und zu noch ein bisschen konstanter sein, sodass ich mich häufiger in eine gute Position bringe», sagte er und ergänzte: «Wenn ich nach drei Runden eine Chance habe, ein Turnier zu gewinnen, will ich die dann auch nutzen.» In diesem Punkt gehört Golf-Legende Tiger Woods zu den – wenigen – sportlichen Vorbildern des 23-Jährigen: «Der hat nach einer Führung nach der dritten Runde zu 96 oder 97 Prozent das Turnier auch gewonnen. Das ist schon ein bisschen abgefahren.»

Hochsee-Seglerin als Freundin

Bachems Freundin ist die Hochsee-Seglerin Susann Beucke (31), die als Crew-Mitglied des Schweizer Teams Holcim-PRB derzeit am Ocean Race teilnimmt. Die Weltumsegelung führt die Yachten am 9. Juni bei einem sogenannten Flyby nach Kiel. «Ich werde zu der Zeit in Kiel und Hamburg sein. Da freue ich mich sehr drauf», sagt der Profi-Golfer über die seltenen Zeiten der Zweisamkeit.

An der Förde kann Nick Bachem auch seiner Leidenschaft für Wassersport nachgehen, obgleich die Bedingungen zum Wellenreiten an der Ostsee alles andere als ideal sind: «Deshalb bin ich gerade fleißig dabei, Windsurfen und Wingfoiling zu lernen, damit ich auch ohne Wellen ordentlich surfen kann.» Vor alledem stehen aber zunächst die Porsche European Open und der Kampf mit dem «Grünen Monster».

Von Stefan Flomm, dpa