Umringt von Journalisten im Albert Park Circuit von Melbourne restaurierte Max Verstappen für einen kurzen Moment die heile Welt bei Red Bull. Der Formel-1-Rennstall fühle sich für ihn wie eine zweite Familie an, sagte der dreimalige Weltmeister im Fahrerlager des Grand Prix von Australien. «Ich bin glücklich im Team.»
Das kann Verstappen eigentlich auch sein. Red Bull rast seit drei Jahren der Konkurrenz in der Motorsport-Königsklasse davon. Und nach zwei Grand-Prix-Erfolgen Verstappens zum Saisonstart fallen einem schon vor dem dritten Rennen am Sonntag (5.00 Uhr deutsche Zeit/Sky) nicht besonders viele Gründe ein, warum sich daran etwas ändern sollte. Wenn da nicht die explosive Affäre um Red-Bull-Teamchef Christian Horner wäre.
Hochbrisante E-Mails und heikle Machtkämpfe
Dem machtbewussten Funktionär wurde von einer Mitarbeiterin unangemessenes Verhalten vorgeworfen. Nach einer vom Mutterkonzern Red Bull eingeleiteten Untersuchung wurde die Beschwerde abgewiesen. Doch anonyme E-Mails mit pikanten Details befeuerten die Affäre, die wiederum Machtkämpfe bei Red Bull zum Vorschein kommen ließ.
Verstappen würde gern nur Rennen fahren, das Wochenende am anderen Ende der Welt blieb für Red Bull auch zunächst ohne neue Konflikte. «Gott sei Dank wird es ruhiger», befand Motorsportberater Helmut Marko sogar. Doch die generell konfliktbeladene Stimmung bei Red Bull sorgt für viel Ablenkung von der Action auf dem Asphalt. Verstappens Vater Jos forderte bereits wenig verklausuliert die Trennung von Horner.
Der Boulevard hat einen «thailändischen Spion» gesichtet
Doch der Brite kann sich noch der Unterstützung der thailändischen Mehrheitseigentümer sicher sein, die Medien zufolge wiederum der österreichischen Seite des Getränke-Konzerns um die Erben des 2022 verstorbenen Mitgründers Dietrich Mateschitz gegenüberstehen.
Boss Chalerm Yoovidhya hat angeblich sogar ein Familienmitglied entsandt, um Horner und das Unternehmen im Auge zu behalten. Der britische Boulevard spricht da krimi-erprobt gleich von einem «thailändischen Spion».
Verstappens Absichtserklärung
Vor so einem Hintergrund soll Verstappen nicht versuchen wollen, vorzeitig aus seinem bis Ende 2028 datierten Vertrag rauszukommen? «Ich habe die Absicht, bis zum Ende hier zu bleiben, weil das eine tolle Geschichte wäre», entgegnete der Niederländer auf eine entsprechende Frage bei seiner offiziellen Medienrunde.
Gleichwohl soll er eine Klausel in seinem Vertrag haben, die es ihm erlauben soll, die Flucht von Red Bull zu ergreifen, sollte Marko, Gegenspieler Horners und vor allem Vertrauter der Verstappens, vorzeitig gehen müssen. Das stand bei dem bis Ende 2026 vertraglich gebundenen Österreicher sogar vor wenigen Wochen schon im Raum. «Es ist sehr wichtig, dass wir versuchen, die Schlüsselfiguren im Team über einen längeren Zeitraum zu halten, denn da ist auch die Leistung zu finden», befand Verstappen.
Mercedes wirbt um Verstappen
Das ist aber nicht immer leicht. Mercedes zum Beispiel verliert 2025 Rekordweltmeister Lewis Hamilton an Ferrari. Und Teamchef Toto Wolff ist bei der Nachfolgesuche über die Flirtphase in der Personalie Verstappen schon längst hinaus. «Ich hätte ihn liebend gerne», hat Wolff zuletzt offensiv geworben. «Es gibt kein Team im gesamten Feld, das nicht Handstände machen würde, um ihn im Auto zu haben.»
Verstappen fühlte sich in seiner hemdsärmligen Art geschmeichelt. «Es immer schön, das zu hören. Toto und ich, wir hatten unsere kleinen Momente, aber das ist normal zwischen zwei Teams, die um Meisterschaften kämpfen. Der Respekt war immer da», sagte Verstappen. Nur ändere das nichts an seinem Entscheidungsprozess.
«Ich weiß nicht, was nach 2028 passiert»
Einen Wechsel zu Mercedes schloss Verstappen jedoch nicht kategorisch aus. «Ich weiß nicht, was nach 2028 passiert. Ich weiß nicht, ob ich in der Formel 1 bleibe oder einen neuen Vertrag unterschreibe», meinte der 26-Jährige.
Red Bull kann Verstappen aktuell den besten Wagen im Feld stellen. Das ist immer wesentlich für einen Starpiloten. Doch auf Vertragserfüllung will das Team nicht pochen. «Wenn jemand nicht in diesem Team arbeiten will, dann werden wir niemanden gegen seinen Willen zwingen, hier zu arbeiten», sagte Teamchef Horner vor zwei Wochen in Saudi-Arabien. Was wohl der «thailändische Spion» von dieser Aussage halten würde?
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