1. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Wellbrock «stolz»: WM-Mission mit Olympia-Flair

Als größter deutscher Medaillenhoffnungsträger startet Florian Wellbrock in die Schwimm-WM. Schon das erste Rennen an diesem Sonntag hat besondere Bedeutung.

Wie weit es Florian Wellbrock mittlerweile gebracht hat, zeigte sich bei der Schwimm-WM schon vor dem ersten Rennen. Angekündigt als «einer der wichtigsten Athleten» vertrat der 25-Jährige seinen Sport bei der offiziellen Eröffnungs-Pressekonferenz des Weltverbandes.

«Das ist natürlich eine wahnsinnige Ehre», sagte Wellbrock. «Das macht einen einfach stolz, dass man mittlerweile so einen Status erreicht hat.» Im weißen Trainingsanzug mit Deutschland-Farben startete der Olympiasieger selbstbewusst und konzentriert in seine WM-Mission. Wellbrock ist auch bei diesen Titelkämpfen der größte deutsche Hoffnungsträger.

Olympia-Ticket das Ziel

In Japan ist der Ausnahmesportler erneut als Vielstarter gefragt. Am Sonntag (1.00 Uhr MESZ) zählt Wellbrock im Meer vor dem Momochi Seaside Park direkt zu den ganz großen Favoriten über zehn Kilometer. Das Rennen ist auch mit Blick auf Olympia 2024 in Paris enorm wichtig. «Wenn ich unter die Top drei komme, wäre ich bereits direkt qualifiziert. Das steht ganz oben auf der Agenda», sagte Wellbrock.

Ein vorzeitiges Olympia-Ticket würde die weitere Planung erheblich erleichtern. Wellbrock müsste dann bei der terminlich ungünstig gelegenen Weltmeisterschaft im kommenden Februar in Katar nicht mehr in Topform sein und könnte sein Training komplett auf die Sommerspiele ausrichten.

«Darauf sind alle heiß und wollen diese drei Plätze erreichen», betonte Langstrecken-Bundestrainer Bernd Berkhahn. «Ich gehe davon aus, dass das Rennen der Männer am Sonntag sehr, sehr schnell werden wird.» Nachdem die Schwimmer tags zuvor noch Sorgen vor Dreck und Keimen hatten, war der Coach nach dem ersten Training seiner Mannschaft mit den Bedingungen zufrieden

Vielstarter und Überflieger

In Fukuoka startet Wellbrock zudem im Freiwasser über fünf Kilometer als Titelverteidiger und will in der zweiten WM-Woche im Becken angreifen. Über 1500 Meter Freistil hält Wellbrock die Weltjahresbestzeit. Den Weltrekord hat er stets im Hinterkopf.

Bei der vergangenen WM hatte Wellbrock als erst zweiter deutscher Schwimmer nach «Albatros» Michael Groß fünf Medaillen gewonnen. Ob er diesmal wieder in fünf Wettbewerben startet, ließ er noch offen. Je zwei Wettkämpfe im Meer und in der Halle sind gesetzt, ein möglicher Start in der Freiwasser-Staffel entscheidet sich kurzfristig.

Neben Wellbrock zählen auch dessen Magdeburger Teamkollegen Lukas Märtens und Isabel Gose zu den Edelmetallkandidaten. Märtens ist Europameister und Vize-Weltmeister über 400 Meter Freistil. Nur der Australier Samuel Short war in diesem Jahr auf seiner Spezialstrecke schneller als der 21-Jährige. Märtens‘ Freundin Gose reist als Europameisterin an. Brustschwimmerin Anna Elendt hat ihr Podest-Potenzial ebenfalls schon unter Beweis gestellt. «Wir haben wieder eine coole Truppe hier am Start», stellte Wellbrock fest. Auf ganz besondere Unterstützung vor Ort muss er allerdings verzichten.

Support kommt vom Sofa

Seine Frau Sarah Wellbrock (frühere Köhler) hatte vor einem Monat in einer emotionalen Instagram-Botschaft ihr Karriereende erklärt. Anhaltende Schulterprobleme ließen schwimmerische Spitzenleistungen bei der früheren Erfolgsgarantin nicht mehr zu. Er vermisse sie bei Wettkämpfen und im Trainingslager, sagte Wellbrock der Deutschen Presse-Agentur. «Was die Wettkämpfe anbelangt, weiß ich aber, dass Sarah zu Hause ist, zuschaut und mitfiebert.»

Auch ohne die 29-Jährige, die in Tokio Olympia-Bronze holte, fühlt er sich in Japan an die Sommerspiele erinnert. «Es fühlt sich alles wieder an wie 2021», sagte er und lächelte. «Die Form stimmt auch. Deswegen ist die Vorfreude auf das Wochenende mit dem Zehn-Kilometer-Rennen groß.» Wenn es im ersten WM-Wettkampf wieder so läuft wie damals in Japan über diese Strecke, wäre es für Wellbrock perfekt: Am 5. August 2021 wurde er in Tokio Freiwasser-Olympiasieger.

Von Thomas Eßer und Gerald Fritsche, dpa