1. November 2024

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Upset im Interview: Neues LEC-System erhöht Druck viel mehr

Nach einer Niederlage ein Interview geben - für jemanden, der immer gewinnen will, ist das nicht einfach. Upset von Team Vitality findet klare Worte, wie es ihm geht. Und kritisiert das neue LEC-System.

Nicht oft erklären sich Profis im E-Sport nach einer Niederlage bereit, ein Interview zu geben. League-of-Legends-Spieler Elias «Upset» Lipp fuhr mit Team Vitality am Montag eine herbe Schlappe gegen Team Heretics ein. Sichtlich angespannt erschien er danach beim Interview, redete mit seinem Teamkollegen Norman «Kaiser» Kaiser noch über das Spiel und begangene Fehler.

Gegen Heretics war ein Sieg über lange Strecken drin. Ein unglücklicher Teamkampf in der 32. Minute zerstörte jedoch die Hoffnung für Vitality, mit einer positiven Bilanz aus der ersten Spielwoche der europäischen LoL-Liga LEC herauszugehen.

LoL-Profi Upset sichtlich angespannt

Beim Warten auf einen freien Interview-Raum sitzt Upset auf einem Stuhl – die dünne Brille abgesetzt, mit den Händen vor dem Gesicht. Ein Interviewplatz ist gefunden, Upsets Name wird genannt, er schreckt auf; das Gespräch beginnt. Upset ist kurz angebunden, redet etwas abgehackt. Angespannt knetet er seine Hände.

Frage: Das ist kein schöner Moment. Was geht Ihnen nach so einer Niederlage durch den Kopf?

Antwort: Natürlich die Fehler, die wir gemacht haben; ob wir was hätten optimieren können, welche Charaktere wir hätten auswählen können – das sind so die Hauptsachen. Und, wie wir nächste Woche hoffentlich bessere Ergebnisse erzielen können.

Frage: Nagt so eine Niederlage an Ihnen?

Antwort: Ja. Sehr. Es ist mir sehr, sehr wichtig, dass wir gut spielen als Team und dass wir erfolgreich sind. Deshalb sind die Niederlagen immer sehr … Es ist schwierig, damit umzugehen. Das ist ein Teil vom Beruf, entweder ein sehr schönes Gefühl oder ein sehr schwieriges Gefühl.

Distanz zu Niederlagen finden

Frage: Sie sind schon seit einiger Zeit Profi-E-Sportler. Bekommt man nach einer gewissen Zeit nicht auch eine Distanz dazu? Lernt man, besser damit umzugehen?

Antwort: Also man lernt auf jeden Fall gewisse Dinge, zum Beispiel, dass das Gefühl nach einer Zeit auch wieder weggeht. Aber eine gute Distanz; das habe ich noch nicht wirklich gelernt, die zu haben. Vielleicht ist es auch gar nicht so möglich, wenn es einem einfach sehr wichtig ist und man es nicht schafft, das Spiel zu gewinnen. Das ist, glaube ich, immer sehr bedrückend. Für mich wird es glaube ich, wenn ich ein Spiel verloren habe, nie okay sein, dass ich es verloren habe.

Upset zu neuem LEC-Format: «Kein Fan»

Frage: Mit der Formatumstellung der LEC, mit einer neuen Gruppenphase zu Beginn, ist auch die Relevanz der einzelnen Begegnungen gestiegen. So gut wie jedes Spiel zählt. Führt das zu mehr Druck bei Ihnen?

Antwort: Ja. Ich bin, um ehrlich zu sein, kein Fan vom neuen System. Es erhöht den Druck viel, viel mehr, weil es nur neun Spiele sind und die werden in drei Wochen gespielt. Das Format ist einfach sehr explosiv.

Jetzt stehen wir bei 1:2 Siegen und natürlich ist noch nichts vorbei. Aber nächste Woche spielen wir gegen zwei starke Teams und das dritte Team kann man auch nicht unterschätzen. Da müssen wir einfach unser Bestes geben und versuchen, die Spiele zu gewinnen.

Aber man merkt schon, dass der Druck nochmal etwas höher ist als beim alten Format, wo es neun Wochen waren mit zwei Spielen pro Woche und man mehr aufbauen konnte. Wenn man gewinnt, ist alles sehr easy. Und die Teams, die Schwierigkeiten haben – auf denen ist viel mehr Druck.

ZUR PERSON: Elias «Upset» Lipp spielt seit 2016 professionell League of Legends. Der Botlaner war schon bei Schalke 04 Esports, Astralis und zuletzt Fnatic unter Vertrag, bis er im März 2023 bei Team Vitality unterschrieb. Dort schaffte er es im Spring Split auf den dritten Rang. Der 23-Jährige ist verheiratet und lebt in Berlin.

Interview: Benedikt Wenck, dpa